Mit „Pssst…“ möchte ich hiermit eine neue Kategorie beginnen, in der ich euch privatere Meinungsartikel zu Büchern, Fandoms etc. schreiben möchte, die vielleicht auch nicht immer mit der geläufigen Meinung der breiten Masse übereinstimmen. Dazu gehören auch Rants oder Diskussionen. Ich finde, in Rezensionen ist nicht immer Platz, um neben Inhaltszusammenfassung und Meinungsabgabe auch noch einen Rant runterzutippen oder weitere, spezialisiertere Meinungen abzugeben, z.B. warum dieser und jener Autor so klasse ist, warum dieses Genre sich bei mir nicht bewährt hat, etc. etc. Dafür möchte ich mit dieser Kategorie einen neuen Platz schaffen. 🙂
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Diese Woche möchte ich direkt mit einem persönlichen Thema anfangen: meinem geheimen Leser-Laster, dem guilty Pleasure unter den Büchern. Gemeint sind die Bücher von Darren Shan, dem Meister des blutigen Horror-Gemetzels! Leider habe ich das Gefühl, dass ich wegen dem „Slasher-Horror für Teenies“ oft schräg angeguckt wurde, und deshalb habe ich meine Sucht all die Jahre im Verborgenen ausgelebt.
Vor ungefähr 10 Jahren entdeckte ich in der Mängelexemplar-Wühlbox meines damals örtlichen REWEs mehrere Bände der Darren Shan Vampir-Reihe. Damals hatte ich noch nichts mit „Twilight“ am Hut (Gab es die Bücher damals überhaupt schon?) und die Thematik war für mich neu und unverbraucht. Ich fischte mir den ersten Band dieser offenbar mehrteiligen Reihe aus der Box und so geschah es, dass Darren Shans Bücher in mein Leben einzogen. Nach dem Lesen des ersten Bandes lief ich begeistert wieder los, um mir die nächsten Bücher zu kaufen. Zwölf Bände sollte diese Reihe haben, eine für mich damals schaffbare Menge, hatte ich doch nach der Schule genügend Zeit zum Lesen. So verschlang ich immer mehr von diesen wunderlichen, gruseligen und zum Teil auch sehr blutigen Büchern, bis ich am Ende so von der Geschichte besessen war, dass ich direkt nochmal von vorn begonnen habe.
“Real life’s nasty. It’s cruel. It doesn’t care about heroes and happy endings and the way things should be. In real life, bad things happen. People die. Fights are lost. Evil often wins.”
Für alle, die die Vampir-Reihe nicht kennen und auch den „Mitternachtszirkus“ nicht gesehen haben, nochmal ein kleiner Überblick: In dieser Reihe geht es um den jungen Darren Shan, der durch einen Zufall (oder Schicksal?) einen Flyer für eine „Freakshow“ findet, die er mit seinem besten Freund Steve auch besucht. Steve ist besessen von Vampiren und den Mysterien, die sie umgeben, und so erkennt er den in der Show auftretenden Larten Crepsley als einen solchen, da es in seinen Vampirbüchern Bilder von ihm gibt. Nach der Show bittet Steve diesen, ihn zu einem Vampir zu machen, doch Crepsley hat daran kein Interesse. Darren stiehlt derweil Crepsleys Spinne, und als dieser sich Madame Octa zurückholt, stellt er Darren eine Bedingung: entweder er wird sein Assistent und somit selbst zum Vampir, oder er stirbt. So beginnt die lange Reise des Darren Shan, der sich, wie ihr es bestimmt erraten könnt, für die spannendere Option entscheidet, so seinen besten Freund unwissenderweise verrät und in die Welt der Vampire abtaucht… Doch Obacht! Was anfangs wie ein Kinderbuch wirken mag, ist definitiv nichts für… sagen wir mal, unter 12-Jährige. 😀 Mit der zunehmend blutigen und gewaltvollen Geschichte Darrens Lebens wächst auch der Anspruch an die Leser.
Darren Shan erzählt hier die spannende Geschichte des Vampir-Assistenten Darren Shans, deren Ende meinem Hirn noch Jahre später Rätsel aufgibt und die Reihe aber doch perfekt abschließt.
„There’s something different about you,“ he says.
„I’ve started styling my hair differently,“ I laugh.
„Oh. I thought it was that you were three feet taller, a hell of a lot broader, look like a werewolf, and are naked expect for that bit of cloth around your waist. But you’re right – it’s the hair.”
Doch damit sollte mein Shan-Durst nicht gestillt sein: Später stieß ich auf Darren Shans „Dämonicon“-Reihe, die um einiges „heftiger“ sein sollte als die dagegen noch kinderfreundlichen Vampir-Bücher. Obwohl ich überhaupt kein Fan von Horrorfilmen bin, wagte ich den Schritt, legte mir den ersten Band zu – und war wieder einmal begeistert! Shan erzählt hier mit einer solchen Wucht und so großartigen, realistischen (und auch stellenweise sehr gruseligen) Bildern die Geschichte des jungen Grubbs Grady, dessen Familie scheinbar willkürlich auf grauenhafteste Weise niedergemetzelt wird durch den Eintritt von Dämonen in unsere Welt. In den weiteren Bänden (die ich mir teilweise im Original bestellen musste, da die Wartezeit sonst zu lang gewesen wäre) führt Shan weitere Figuren ein, die sich im späteren Verlauf der Reihe, die verdammt weit reicht – ich sage nur Parallelwelten und Zeitreisen – begegnen und miteinander gegen die sich immer stärker ausdehnende Welt der Dämonen, die Dämonata, ankämpfen müssen, um die Menschheit zu retten.
Große Töne spuckt Shan hier, Weltrettung, Parallelwelten, Zeitreisen, alles keine leicht zu handhabenden Themen für Jugendliteratur. Aber auch hier schafft er es, die blutige und extremst widerwärtige Welt der Dämonen realistisch zu beschreiben, ebenso wie die Bewohner dieser Parallelwelt. Ich betone erneut, dass ich kein Horror-„Zeug“ mag, ich bin ein zu großer Angsthase – trotzdem wurde ich auch bei dieser Reihe komplett eingesogen.
“[…] stories don’t end. They continue as long as you’re alive. You just have to get on with things. Turn the page, start a new chapter, find out what’s in store for you next, and keep your fingers crossed that it’s not too awful. Even if you know in your heart and soul that it most probably will be.”
Doch selbst nach dieser Reihe, die sich über zehn Bände erstreckt, hatte ich nicht genug Shan: alles andere aus seiner Feder musste auch her! Ich begann, die Trilogie, die er als D.B. Shan für ein erwachsenes Publikum geschrieben hat, zu lesen, die für mich damals schwieriger zu lesen war, und obwohl ich den ersten Band zu Ende gelesen habe und auch ziemlich gut fand, stehen die nächsten beiden, über die Jahre hinweg gekauften (den dritten Band habe ich erst in den letzten Wochen geordert!) Teile seither im Regal. Die vier Bände aber über das Leben des Larten Crepsley vor der Darren Shan Saga habe ich, nachdem ich mich erinnert habe, dass es sie ja gibt, direkt verschlungen. Aber „The Thin Executioner“, ein One-Shot, mit dem ich lange geliebäugelt und vor einer Weile im örtlichen Oxfam entdeckt habe, sammelt derweil nur Staub an. Aber warum ist das so? Selbst das früher heißgeliebte „Koyasan“, eine Kurzgeschichte Shans zum Welttag des Buches, wurde nie wieder angefasst. Und jetzt frage ich mich, warum.
Aktuell habe ich nämlich das Gefühl, dass ich nur Neuerscheinung nach Neuerscheinung lese, mit ein paar eingestreuten Büchern, die mir empfohlen wurden oder auf die ich bei Goodreads gestoßen bin, aber warum lese ich keinen Shan mehr? Reizen mich Blut und Gedärme, kombiniert mit Wahnsinnsstorys, nicht mehr? Doch, ich mag immer noch Bücher, in denen es Gemetzel-technisch zur Sache geht. Was ist es dann? Was hat mich früher zum regelrechten Einatmen dieser Bücher bewogen?
Ich glaube, die Schuld liegt bei der Zeit: In der Zeit, in der ich nämlich alle zehn Dämonicon-Bände nochmal lese, hätte ich mindestens fünf andere, ungelesene Bücher lesen können. Mit fast 30 hat sich das Gefühl bereits breit gemacht, dass ich mir gut überlegen muss, welches Buch ich jetzt lese, da ich nicht Zeit für alle habe. Und obwohl ich die Storys von Shan alle liebe, entscheide ich doch meist zugunsten der neuen, vielversprechenden Bücher. Ob das gut ist oder nicht, kann ich noch nicht einschätzen, aber ich für meinen Teil wünsche mir einen Tag Wochenende mehr, an dem ich mich ausschließlich bereits gelesenen und geliebten Büchern widmen kann, ohne dafür meine reguläre Lesezeit zu opfern.
Wie seht ihr das? Habt ihr mittlerweile auch das Gefühl, keine Zeit mehr für Rereads eurer einst geliebten Bücher zu haben? Habt ihr auch was von Darren Shan gelesen? Raus damit! 😀
Diese Reihe ist mir jetzt schon mehrfach untergekomme. Aber PAN gibt es ja leider nicht mehr und auch wenn ich gerne mal auf Englisch lese, scheitert es bei Fantasybüchern bei mir irgendwie immer.. Aber da es Urbanfantasy (?) ist, müsste es doch eigentlich zu schaffen sein, oder?
hmm ich weiß nicht, ob ich das als urban fantasy einstufen würde… aber ich tu mich mit sowas auch immer schwer 😀
aber im original sind die bücher echt dünn und das niveau ist echt easy, also es ist ja für teens geschrieben, denke ich. ich denke aber auch, dass du die flott weglesen kannst!