Hallo ihr Lieben!
Der Juli nimmt schon bald sein Ende und so auch meine Vorschau-Auslese für diesen Herbst. Diesmal möchte ich euch einige Comics zeigen, die absolut spannend klingen. Mit dabei sind die Verlage Reprodukt, Carlsen, Avant und Edition Moderne. Und weil ich in all dem Trubel doch noch wunderbare Bücher übersehen habe, findet ihr ganz unten auch noch einige Nachzügler aus der Roman-Ecke von Liebeskind und Rowohlt. Weil die letzten Posts doch etwas ausgeartet sind, gibt’s meine Meinung jetzt wirklich kurz und knapp unter dem Klappentext – sofern es speziellen Senf gibt, den ich loswerden möchte. Sonst dürft ihr euch gerne von Cover und Klappentext überzeugen lassen und den Verlagsseiten mal einen Besuch abstatten. 🙂
Reprodukt Verlag
Yoshihara Tsuge, Rote Blüten
Sayako führt den Teestand ihres Vaters, eines Trinkers, in den Bergen. Ein Sommertag, viel zu heiß, um die mageren Einnahmen des Vormittags zu zählen. Sayako ist erschöpft und gleichgültig gegenüber den Streichen ihres Klassenkameraden Masaji, dessen Listigkeit sich anbetrachts eines Schwächeanfalls von Sayako in Zuwendung und Fürsorge verwandelt.
Shigeru Mizuki, Tante NonNon
Die japanische Kultur ist reich an Legenden über Geister, Dämonen und andere übernatürliche Wesen. Längst sind diese Wesen, genannt Yôkai, auch außerhalb Japans bekannt und beliebt, sei es durch Kulturexporte wie Pokémon oder Hayao Miyazakis Meisterwerke „Prinzessinin Mononoke“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“. Zu verdanken ist dies auch Shigeru Mizuki, der bereits in den 1960er-Jahren Yôkai-Geschichten veröffentlichte.
In „Tante NonNon“ erzählt Shigeru Mizuki, wie er als Kind die Welt der Yôkai entdeckte: Seine Eltern hatten die Witwe eines buddhistischen Mönchs bei sich aufgenommen, die liebevoll Tante NonNon genannt wurde. Die alte Dame weckte das Interesse des kleinen Shigeru für die Yôkai, die ihn und sein Werk so nachhaltig beeinflussen sollten.
Tillie Walden, West, West Texas
Bea ist von zu Hause abgehauen – ohne Auto, ohne Plan. An einer Raststätte im texanischen Nirgendwo trifft sie auf Lou, und bald finden die beiden sich auf einem gemeinsamen Roadtrip wieder. Doch seitdem die zwei jungen Frauen auch eine eigenartige verlorene Katze an Bord geholt haben, passieren merkwürdige Dinge: Das Wetter spielt verrückt, zwei unheimliche Männer verfolgen sie, und während sich die Landschaft um sie herum zu einer surrealen Welt verformt, fahren die beiden immer weiter, auf der Suche nach einer Stadt, die keiner kennt und die auf keiner Karte existiert.
Avant Verlag: Julia Bernhard, Wie gut, dass wir darüber geredet haben
„Wie gut, dass wir darüber geredet haben“ ist ein Manifest der Lethargie, der Depression und der gescheiterten Kommunikation. Es ist ein Universum aus gehässiger Oma, liebevoll diarrhöischem Mops und passiv- aggressiver Zimmerpflanze. Wer jemals nicht genau wusste, was er mit seinem Leben anfangen soll, wird sich hier wohl oder übel wiederfinden.
Edition Moderne: Sheree Domingo, Ferngespräch
Es ist Sommer, und während die Temperaturen draussen Rekordwerte erreichen, nimmt der Alltag in einem Seniorenzentrum einer deutschen Kleinstadt seinen gewohnten Lauf. Da ist die frisch verwitwete alte Dame, die sich mit ihrer Lebenssituation nicht abfinden kann, eine Pflegerin, deren Mutter auf den Philippinen im Sterben liegt, während sie weiterhin ihrer Arbeit nachgeht. Und da ist ihre kleine Tochter, die sie während der Sommerferien mit zur Arbeit nehmen muss, während alle anderen Kinder in den Urlaub fahren können.
Die Erinnerungen und Träume der drei Protagonistinnen verschmelzen in der Sommerhitze bisweilen mit der unerträglich langweiligen Realität des Seniorenzentrums. Alle, die hier leben oder arbeiten, haben das Gefühl, am falschen Ort zu sein.
Mein Senf: Diesen Comic durfte ich bereits lesen – und ohne euch zu viel zu verraten: Es lohnt sich. Die Farben und die Zeichentechnik haben mich bei der Leseprobe sofort begeistert und die Thematik ist auch sehr spannend. Bald mehr dazu!
Carlsen Verlag: Philip Pullman, Stéphane Melchior-Durand, Clément Oubrerie, Der goldene Kompass
Der junge französische Comiczeichner Clément Oubrerie hat eine Philipp Pullmans Bestseller in wunderschöne fantastische Bilderwelt übertragen, die in sanften Farben die Gefühlswelt der Kinder und in harten Strichen ihren Kampf gegen das Böse lebendig werden lässt.
Lyra lebt in einem College in Oxford und bekommt eines Tages Besuch von ihrem Onkel Asriel, der dort für eine Expedition in den hohen Norden werben will. Er zeigt den Wissenschaftlern unglaubliche Bilder von dem, was er dort zu finden glaubt: eine ganz andere, fantastische Welt! Kurz nach seiner Abreise geschehen merkwürdige Dinge: Ein Kind nach dem anderen verschwindet. Ob das etwas mit der Expedition zu tun hat? Als es auch Lyras besten Freund betrifft, macht sie sich selbst auf in den Norden und findet tatsächlich die Brücke zwischen den Welten. Mutig wagt sie den ersten Schritt …
Ohhh juhu! Nachdem die neue Trilogie um Lyra und ihre Welt angekündigt wurde, habe ich meine zerrupften, alten Taschenbuch-Ausgaben befördert und mir eine schicke Schmuckausgabe im Omnibus zugelegt – aber nie gelesen. Das war bei dem ersten Buch der neuen Trilogie, dem Book of Dust, in Ordnung, da die Geschichte 20 Jahre vor „Der goldene Kompass“ spielt. Nun erscheint im Herbst aber Band 2 und dieser spielt zwischen Buch 1 und 2 der Original-Trilogie (sofern ich das richtig in Erinnerung habe) und Zeit für einen Reread habe ich aktuell nicht. Da kommt dieser Comic wie gerufen! Ich bin schon sehr gespannt. ♥
Carlsen Verlag: Kabi Nagata, Aufzeichnungen eines einsamen Aliens 1
Durch das Bloggen über ihre ganz eigene lesbische Erfahrung mit Einsamkeit hat die Zeichnerin, die unter ihrem Pseudonym Kabi Nagata veröffentlicht, plötzlich großen Erfolg. Sie wird gelesen, und das jetzt weltweit!! Dabei wissen ihre Eltern noch rein gar nichts von ihrer Entwicklung und den Erkenntnissen, die Kabi über sich selbst gewinnt… die wichtigste sicherlich, dass sie lesbisch ist. Die Anerkennung zu ihrer Arbeit steht auch im krassem Widerspruch zu der Scham, die sie empfindet, all diese Erkenntnisse mit ihrer Familie zu teilen… und Kabis Ängste und Selbstzweifel drohen, sie aufzufressen…
Den ersten Teil dieser kleinen Manga-Reihe, „Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit“, habe ich ganz spontan bei Tauschticket ertauscht (das Cover und der Titel haben mich angelacht) und dann habe ich doch mal ein wenig gestöbert… Im Herbst erscheint Band 2 bei Carlsen!
Liebeskind Verlag: R. O. Kwon, Die Brandstifter
Sie lernen sich im ersten Jahr an der prestigeträchtigen Edwards University kennen. Die allseits beliebte Phoebe erzählt niemandem, dass sie sich die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Will fügt sich als mittelloser Stipendiat nur schwer an der elitären Hochschule ein und verschweigt, aus welch einfachen Verhältnissen er stammt. Sicher fühlt er sich nur in seiner Liebe zu Phoebe. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben, gerät Phoebe in den Bann einer christlichen Sekte, an deren Spitze der ebenso charismatische wie rätselhafte John Leal steht. Will erkennt in ihm von Anfang an einen Scharlatan, muss aber hilflos mitansehen, wie sich Phoebe immer weiter radikalisiert – bis hin zu einem Terrorakt, bei dem niemand unschuldig bleibt.
Rowohlt Verlag: Ma Jian, Traum von China
Einen höheren chinesischen Provinzbeamten verfolgen immer häufiger Albträume aus seiner gewalttätigen Vergangenheit in Zeiten der Kulturrevolution. Dabei hat er eigentlich, im Sinne von Xi Jinpings Ideen von einer „verjüngten Gesellschaft“, den Auftrag, die Vergangenheit ruhen zu lassen und ein neues China zu erschaffen. Aber er kann nicht vergessen, dass er seine eigenen Eltern verraten hat…
Hach ja, asiatische Literatur und ich… Ich hätte damals wohl besser Japanologie oder dergleichen studiert! Jedenfalls freue ich mich sehr auf dieses Buch. Das Cover wurde zudem von der englischen Ausgabe übernommen und ist einfach wunderschön!