Als Gesellschaftskritik getarnter Roman verliert sich in Absurditäten und unnötiger Obszönität.
Milliarden Männer haben ausgedient! Penny Harrigan lebt als kleine Büroangestellte in Manhattan. Ein Liebesleben hat sie nicht, doch das ändert sich als sie Multi-Milliardär Linus Maxwell begegnet … Penny verbringt die nächsten Tage in einem einzigen Rausch sexueller Lust. Mit futuristischen Geräten führt Maxwell sie von einem Orgasmus zum nächsten. Doch bald entdeckt Penny, dass sie für Maxwell nur eine von vielen Testpersonen ist für ›Beautiful You‹. Als das effektivste Sex-Spielzeug aller Zeiten in den Handel kommt, kaufen Millionen von Frauen die Internet-Shops leer, stehen Schlange vor den Läden, schließen sich in ihre Zimmer ein und können mit Männern nichts mehr anfangen. Erst jetzt begreift Penny, dass es Maxwell um mehr als ein lukratives Geschäft geht. Will er den sozialen Umsturz? Die Weltherrschaft? Penny setzt alles daran, den Plan des Verrückten zu stoppen. (zur Verlagsseite)
Dies, flüsterte Penny sich selbst zu, dies wird das beste Zeitalter in der Geschichte der Menschheit sein, um eine Frau zu sein.
Oh je. Wo fange ich an? Gelockt hat mich nicht das Cover, auch nicht der Titel, sondern der Klappentext. Mit Chuck Palahniuks „Beautiful You“ hatte ich eine Gesellschaftssatire erwartet, die wohl auch da ist, nur leider habe ich sie vor lauter überzogenen und lächerlichen Handlungssträngen leider nicht finden können. Ich hatte mich vorher über das Buch informiert, bei einem Goodreads Rating von 2,96 war ich skeptisch, aber einige Menschen haben dann doch 5 Sterne vergeben; die Reviews mit niedrigen Bewertungen wirkten doch etwas, hm, empört von feministischer Seite. Da dachte ich, hey, wieso nicht? 🙂 Dass ich mit diesem Buch leider einen Fehlgriff begangen habe, habe ich dann ca. nach 100 Seiten gemerkt. Aber jetzt mal zum Inhalt!
Penny ist ein normales Mädchen, das drei mal durch die Anwaltsprüfung gefallen ist und nun als Mädchen für alles in einer Kanzlei arbeitet. Sie hat ein wenig Babyspeck auf den Rippen und weiß nichts von der Schönheit, die in ihr schlummert. Tollpatschig und jungfräulich ist die Gute auch. Das Ganze mag jetzt an 50 Shades erinnern, aber… heben wir uns das auf. Zufällig lernt sie den berühmten Maxwell kennen, der sich gerade mit 50 Millionen Dollar für „seelische Grausamkeit“ aus seiner letzten Beziehung gekauft hat. Penny wird in die Jet-Set Welt entführt und trotz der Warnung seiner Ex, bloß keinen Sex mit Maxwell zu haben, geht sie gleich mit ihm aufs Zimmer… Was dann geschieht, ist kein romantischer Akt der Liebe, sondern eine Reihe von Experimenten, in denen Maxwell verschiedenste Spielzeuge und Pülverchen verwendet, um Penny in Ekstase zu bringen. Wer jetzt denkt „Pff, da kann ich auch 50 Shades lesen“, sei gewarnt! Diese Sextoys sind nämlich der Prototyp für eine ganze Reihe neuer Produkte, die bald schon auf den Markt kommen sollen. Als es jedoch so weit ist, hat Penny schon längst verstanden, dass hier etwas gewaltig faul ist und dass Maxwell irgendetwas plant. Nur was? Als die Sextoys dann auf dem Markt sind, stehen alle Frauen Schlange vor den Läden und schon sehr bald findet man Frauen nur noch in ihren Schlafzimmern vor, wo sie sich ihren tiefsten Instinkten hingeben. Die Männer und Kinder verzweifeln derweil und prozessieren durch die Stadt. Alle Frauen außer Penny scheinen nicht zu merken, was hier vor sich geht… Doch kann sie etwas gegen die sich anbahnende Epidemie unternehmen? Was ist Maxwells Geheimnis? Und was haben Nano-Roboter und eine Sexhexe namens Baba Graubart mit der ganzen Sache zu tun?
Künstliche Überstimulation schien der perfekte Weg zu sein, um eine Generation junger Menschen in Schach zu halten, die immer mehr von einer Welt verlangten, in der immer weniger verfügbar war. Ob die Opfer nun Männer oder Frauen waren – Erregungsabhängigkeit schien der neue Normalfall zu sein.
Chuck Palahniuk ist eigentlich jedem seit „Fight Club“ ein Begriff. Deshalb habe ich auch etwas mehr Erwartungen in diesen Roman gesteckt, die aber leider alle unterboten wurden. Palahniuk erzählt hier zwar mit einer flüssigen Schreibe und einer direkten Art die Geschichte um Penny, es ist aber die Geschichte, die mich nicht überzeugen konnte. Die Idee, dass man mittels primitiver Instinkte die Frauen alle in ihre Schlafzimmer verbannen kann und ein großer Konzern es durch weitere Manipulation dann noch schafft, die ganzen Einkaufsgewohnheiten der Frauen zu verändern, mag ja an sich interessant sein, jedoch nicht sonderlich realistisch. Dass Maxwell durch seine Sextoys 93% der weiblichen Weltbevölkerung unter Kontrolle haben will, erscheint mir doch sehr hoch gegriffen. Dazu noch der Zustand der Benutzerinnen… Ausgelaugt, dürr, apathisch und für keinen Rettungsversuch zu begeistern. Dann spinnt Palahniuk den Faden noch weiter und überstrapaziert die Handlung immer mehr, indem er zusätzliche, teilweise auch sehr alberne Handlungsstränge einbaut. Ich habe beim Lesen zwar gemerkt, dass die ganze Handlung ein wenig ins Abstruse abrutscht, und erst, als ich jemandem von dem Buch berichtet habe, wurde mir klar, wie albern das alles klingt. Da hilft dann selbst der beste Schreibstil nichts, um das Buch aus seiner Höhle hervorzulocken.
Bald würde sie Mrs. C. Linus Maxwell sein. Sie hatte ihr Schicksal gefunden, oder besser gesagt: Es hatte sie gefunden. Von diesem Tag an würde sie am Ruder des größten Konzerns der Welt stehen. Sie würde die Frau des reichsten Mannes auf Erden sein. Penny nahm ihren Platz an seiner Seite ein. Verschleiert. Implantiert. Um ihn zu lieben und zu ehren, ihn wertzuschätzen, aber vor allen Dingen: ihm zu gehorchen.
Fazit: Leider konnte Palahniuk mit „Beautiful You“ überhaupt nicht überzeugen. Laut verschiedener Reviews findet sich in diesem Buch eine bissige Gesellschaftskritik, die meiner Meinung nach aber vernachlässigt und in immer wilderen Eskapaden um Weiten übertrieben wurde. Der Schreibstil und die Erzählweise war toll, allerdings habe ich beim Lesen öfters die Stirn runzeln müssen und gedacht „Warum nur?“, wenn wieder eine besonders alberne Szene kam. (Stichwort für alle, die das Buch gelesen haben: Pennys Trip zu Baba Graubart.) Gesellschaftskritik im Ton à la Margaret Atwood findet man hier nicht, sondern die ganze Story wurde meiner Meinung nach unnötig ins Obszöne gezogen. Einzig und allein der Aspekt Nanobots/Klonen, der hier im späteren Verlauf eine zentrale Rolle spielt, fand ich spannend, aber anstatt dass dieser vertieft wurde, kam dann wieder eine Szene, wo Penny sich an Sextoys gütlich tut… Leider ein Flop für mich!
Titel: Beautiful You. Besser als Sex! Autor: Chuck Palahniuk FESTA Verlag Gebunden mit Schutzumschlag, 320 Seiten ISBN: 9783865525123 Erschienen: 03.03.2017
Dieses Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise vom FESTA Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Moin! Deine Bewerung ist nicht die erste kritische, die mir unter gekommen ist, allerdings die am besten begründete. Ich werde es wohl lieber nicht lesen.
Ich war ja auch zwiegesplalten, ob ich es lese. Die Neugier hat gesiegt.. Aber es war dann am Ende doch kein gutes „post-Lesen-Gefühl“, und auch während dem Lesen kam immer öfter das Gefühl auf, was für einen Käse ich da lese 😀
Ich hoffe, dass dir deine aktuelle Lektüre besser gefällt. 🙂
Die Art der verfaßten Rezi hat mir sher gut gefallen, obwohl ich dir was das Buch angeht nicht zustimme, da ich das Buch ne total Palahniuksche überdrehte Satire ist, die mir sehr zugesagt hat, aber jedem das seine… LG