»Längst nicht alles, was uns passiert, lässt sich rational erklären.« — Ein geheimes Gebiet, Spannung, Horror und Verwirrung pur.
Seit ein mysteriöses ‚Ereignis‘ vor mehr als dreißig Jahren das Gebiet erschütterte, ist Area X von einer unsichtbaren Grenze umgeben. Niemand weiß genau, was dahinter geschieht, aber es gibt Gerüchte von einer sich verändernden und die Reste der menschlichen Zivilisation überwuchernden Natur, einer Natur, die ebenso makellos und bezaubernd wie verstörend und bedrohlich ist. Zuständig für das Gebiet ist eine geheime Regierungsorganisation, die sich ‚Southern Reach‘ nennt und den Auftrag hat, herauszufinden, was hinter der Grenze geschieht. Aber keine der Expeditionen, die ‚Southern Reach‘ in das Gebiet entsandte, um Erklärungen für das Unerklärbare zu finden, hatte bisher Erfolg. Die meisten der Expeditionen endeten in Katastrophen, bei denen letztlich alle Mitglieder ums Leben kamen, und die Zeit, um Antworten zu finden, wird knapp, denn Area X scheint sich immer schneller auszudehnen… Ein fesselnder, fantastischer Roman über eine unheimliche Welt und die Fremdheit in uns. (zur Verlagsseite)
Weil bald ja der Film erscheint, der Trailer wahnsinnig gut war und ich auch generell nur Gutes über die Southern Reach-Trilogie von Jeff Vandermeer gehört habe, lag es doch nahe, dass ich schnellstmöglich den ersten Teil der Reihe, „Auslöschung“, mal zur Brust nehme. Der Plot klingt spannend: Eine abgeschottete Gegend, kuriose Vorfälle, eine unbefleckt wuchernde Natur rund um das „Sperrgebiet“ Area X – all das klang nach einem spannenden Alien-/SciFi-/Whatever-Roman für mich. „Auslöschung“ ist ein in Protokoll- bzw. Tagebuch-Form festgehaltener Roman über die 12. Expedition nach Area X, bestehend aus vier Frauen: einer Anthropologin, einer Psychologin, einer Landvermesserin, und einer namenlosen Protagonistin, einer Biologin. Die Biologin nimmt zum Teil aus privaten Gründen an der 12. Expedition teil, aber auch aus schlichter Neugier. Die Aufzeichnungen der Protagonistin sind anfangs noch klar und verständlich, werden aber im Laufe des Buches immer verworrener, sodass man sich als Leser kaum mehr ein Bild von den Geschehnissen machen kann. Das Fremde und Unbekannte nimmt nicht nur in der Gedankenwelt der Biologin Überhand, sondern hat sich auch in Area X bereits ausgebreitet.
Diesen Roman in Worte zu fassen, erscheint mir kaum möglich – vor allem ohne zu spoilern! Ich versuche trotzdem mal mein bestes. Es geht also um die 12. Expedition, die Area X kartografieren und Flora und Fauna analysieren soll. Sie wurden trainiert und werden durch Hypnose durch die Psychologin beruhigt, sollte es Grund zur Panik geben. Bereits am ersten Tag finden die vier Frauen eine Art Tunnel (die Protagonistin besteht auf dem Ausdruck „Turm“), der weit in die Tiefe herabreicht und dessen Wände mit Sätzen gesäumt sind, die so gar keinen Sinn zu ergeben scheinen… Bis unsere Biologin sich im Verlauf der Expedition nach unten begibt. Und von da an ist alles Chaos. Das, was die Biologin von diesem Zeitpunkt an festhält, macht für mich wenig bis gar keinen Sinn mehr und die von Beginn an skurrilen Erscheinungen und Gegebenheiten werden nur noch skurriler. Ich habe mich ehrlich gesagt wie in einer „Lost“-Folge gefühlt, es war einfach Verwirrung pur. Ich hoffe, dass der Film diese Verwirrung mit Bildern legen kann.
Während wir dem Licht entgegenstiegen, versuchte ich mich abzulenken. Immer wieder ging ich alle Stationen unserer Ausbildung durch, um einen Hinweis, einen Fetzen Information zu finden, der irgendeine Erklärung dessen bot, was wir entdeckt hatten. Aber mir fiel nichts ein und ich konnte nur über meine Gutgläubigkeit staunen, dass man uns überhaupt irgendetwas von Nutzen beigebracht hatte.
Der Erzählstil bzw. die Erzählweise, nüchtern und emotionslos, hat mir leider auch überhaupt nicht zugesagt. Dass es wichtig für die Expedition ist, dass die vier Frauen sich nicht kennen und nicht einmal ihre Namen wissen, erscheint zwar plausibel, unsere Protagonistin erhält auch ein wenig (krasse!) Backstory, aber die anderen Charaktere bleiben alle platt und werden überhaupt nicht ausgefleischt. Der spätere Verlauf des Buchs konnte mich deshalb leider auch nicht wirklich mitreißen. Für ein 240 Seiten kurzes Buch erhält der Leser hier doch den Trip seines Lebens, wenn ich das mal so sagen darf. 😀 So viel Verwirrung, Spannung und noch mehr „hä?“ hatte ich lange nicht mehr. Wer auf den wirklich verrückten Scheiß steht, kann hier bedenkenlos zuschlagen! Dagegen ist Besters „Psychoshop“ (das verwirrendste Buch, das ich je gelesen habe) vergleichbar mit der Tagesschau.
Fazit: Neben vielen „oh mein Gott, was lese ich hier gerade?“-Momenten war „Auslöschung“ doch vollgepackt mit Spannung und Horror-Elementen. Obwohl die Erzählweise und auch die Ausarbeitung der Charaktere mich nicht überzeugen konnten, gab es doch einige interessante Szenen und jede Menge kurioser Ereignisse, die ich hoffentlich nach dem Film besser verstehen kann. Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh, das Buch auf Deutsch gelesen zu haben, denn wer weiß, ob ich dem ohnehin verwirrendem Erzählstrang im Englischen hätte folgen können. Allerdings erhält der erste Band der Southern Reach-Trilogie nur 2,5 Sterne, weil ich der Handlung doch gern ein wenig mehr hätte folgen wollen; mehr als ein ausgefleischter Charakter wäre auch nett gewesen. Ob ich Band 2 lese? Das weiß ich noch nicht. Den Film zu „Auslöschung“ werde ich mir aber nicht entgehen lassen.
Jeff Vandermeer, Auslöschung. Kunstmann Verlag Taschenbuch, 240 Seiten ISBN: 9783888979682 Erschienen: 10.09.2014
Ich bin irgendwie hin- und hergerissen. Ich denke, das ist so eins dieser Bücher, die man selbst ausprobieren muss.