In Zeiten von Quarantäne und Home Office sehnen wir uns glaube ich alle nach The Great Outdoors – und natürlich wächst auch das Fernweh unwahrscheinlich an, wenn man erst einmal mehrere Wochen am Stück in den heimischen vier Wänden verbringt und auch noch ein Reiseverbot gilt. Abhilfe schaffen Gerichte, die uns mit ihren Aromen und Geschmackskompositionen ganz weit weg tragen – in meinem Fall nach Japan. Ich möchte euch heute zwei ganz wunderbare Kochbücher zeigen, die Tokio nach Hause holen.
Tim Anderson: „Tokyo Stories“
TOKYO STORIES ist eine spannende Reise mit dem Tokio-Kenner Tim Anderson, der in den Labyrinthen der unterirdischen Kaufhäuser genauso zuhause ist wie in den Restaurants der obersten Luxushoteletagen und in den unzähligen Nudelläden, Sushi-Bars und Yakitori-Hütten dazwischen. Mit sicherem Instinkt hat er die Rezepte aufgespürt, in denen sich die schillernden Facetten der urbanen Genusswelt aufs Beste widerspiegeln. Dazu gehört eine cremige Maissuppe aus einem Food-Automaten genauso wie ein unerwartet gutes Cheese-Fried-Chicken aus einem Convenience-Store. Authentische Gerichte wie Gyoza, Ramen, Onigiri, selbstgemachte Currys, Udon und vieles mehr dürfen natürlich nicht fehlen. Mit über 80 vor Ort recherchierten Rezepten, deren Quellen sich in spannenden Reportage- und Food-Fotos widerspiegeln, und den lebendig erzählten Anekdoten des Autors, ist dieses Buch ein Muss für jeden Tokyo-Fan und für alle, die verdammt gutes japanisches Essen lieben.
In diesem ganz fabelhaft aufgemachten Kochbuch (Goldprägung, neonpinker Buchschnitt) geht es ganz speziell nach Tokio. Tim Anderson hat die Gerichte hierbei nicht klassischerweise nach Vorspeise – Hauptspeise – Dessert organisiert, sondern vielmehr nach dem Tokioter Einkaufserlebnis: Es beginnt so beispielsweise im Depachika, wo man alle Grund-Zutaten im Untergeschoss kaufen kann, dann geht’s raus auf die Straßen Tokios, wo es natürlich Street Food aller Art gibt. Aber auch die ausländische Küche, die von Tokio aufgenommen und angepasst wurde, findet ihren Platz in „Tokyo Stories“.
Zwischen den zahlreichen Rezepten mit aussagekräftigen Bildern findet man Hinweise zu den Zutaten, eine Einführung in den Grundstock der japanischen Küche und coole Insider-Infos zu Japan und Tokio im Speziellen. Mithilfe von Tim Andersons Kompendium wird nicht nur der Magen satt, sondern auch für das Optische ist reichlich gesorgt – denn mein Auge konnte sich gar nicht satt sehen an der einfach fantastischen Gestaltung, den sehr ästhetischen Fotos von den Speisen und wundervollen Momentaufnahmen von Tokio. Ob Yakisoba, Dashi oder Ganmodoki, hier findet jeder etwas Leckeres zum Nachkochen. Anderson verrät zu jedem Rezept außerdem Restaurants, wo das entsprechende Gericht besonders zu empfehlen ist. Somit liefert „Tokyo Stories“ nicht nur Ideen, Anregungen und natürlich Rezepte für Hobbyköche, sondern auch einen kleinen City-Guide.
Tim Anderson / Tokyo Stories / Südwest Verlag / Gebundenes Buch, 256 Seiten / ISBN: 978-3-517-09852-4 / Erschienen am 09.03.20 / zur Verlagsseite
Hugh Amano & Sarah Becan: „Ramen für alle!“
Lust auf eine dampfende, duftende Schale Ramen? Dieses illustrierte Kochbuch serviert authentische, leicht umsetzbare Rezepte für Brühen, Nudeln und Beilagen – und nebenbei alles, was man über Ramen wissen muss. Eine Liebeserklärung an eine der köstlichsten Suppen der Welt. „Ramen für alle!“ enthält authentische und leicht umsetzbare Rezepte für alles, was zu einer perfekten Schale Ramen gehört: die verschiedenen hausgemachten Brühen – Dashi, Shio, Shoyu, Miso und Tonkotsu –, die Nudeln und die leckeren Beilagen – wie das in Sojasauce marinierte Ei –, die aus der Suppe eine herzhafte Mahlzeit machen. Außerdem erfreut dieses so kompetente wie charmante Buch mit jeder Menge detaillierter Information über Ramen und japanische Koch- und Esstraditionen: Es ist nicht nur ein inspirierendes Kochbuch, sondern auch eine Liebeserklärung an eine der köstlichsten Suppen der Welt.
Wer es ein wenig spezifischer angehen und sich auf das berühmte Nudelgericht der Japaner fokussieren möchte, bekommt mit „Ramen für alle!“ einen wundervollen, komplett illustrierten Guide für Einsteiger und Profis rund um Ramen. Eingeleitet wird dieses etwas andere Kochbuch mit einer kleinen Einführung zu Ramen und ihrem Stellenwert in der japanischen Kultur. Danach geht es an die Basics: Welche Zutaten braucht man für eine perfekte Schüssel Ramen? Wie stelle ich meine eigenen Brühen und Saucen her? Und wie kann man eigentlich Ramennudeln selbst machen? Wirklich jeder Aspekt dieses Universums in der Schüssel wird step by step erklärt, Tipps und Tricks vereinfachen die doch sehr komplexen Rezepte, und am Ende dieses Buch kann man sich sicher sein, dass man das nächste Ramen beim Lieblingsjapaner mit anderen Augen sehen wird.
Wie viel Liebe, Aufwand und auch handwerkliches Geschick in so einer Schüssel stecken, vermitteln die beiden Autoren wirklich gut. Anstatt speichelflussanregender Fotos fangen die Illustrationen jedoch die Essenz toll ein und man bekommt wirklich mächtig Appetit. Über die Rezepte und Basics rund um Ramen hinaus liefern Hugh Amano und Sarah Becan viele wertvolle Tipps und Tricks zur japanischen Kochkultur und Esstradition. Das macht dieses charmante Kochbuch der anderen Art zugleich zum Einsteiger-Guide für alle, die planen, ins Land der aufgehenden Sonne zu reisen.
Hugh Amano & Sarah Becan / Ramen für alle! / Kunstmann Verlag / Gebundenes Buch, 186 Seiten / ISBN: 978-3-95614-362-5 / Erschienen am 11.02.20 / zur Verlagsseite
Diese Bücher wurden mir freundlicherweise vom Südwest & Kunstmann Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Das sieht ja wirklich allein schon optisch total toll aus!
Was für süße Zeichnungen und Grafiken!