Unangenehm, bedrückend und leider immer noch Realität.
Samy, der Sohn eines indischen Psychiaters aus Wien, wächst bei seiner slowakischen Mutter in der Nähe von Bratislava auf. Das Schicksal meint es nicht gut mit dem schüchternen Samy — sein Leben ist von Enttäuschungen und Niederlagen geprägt. Weil er dunkelhäutig ist, wird er von frühester Kindheit an mit Ablehnung und Anfeindungen konfrontiert. Vor allem Harry, sein Freund aus Kindertagen, macht ihm das Leben schwer. Als Harry im Erwachsenenalter Leader einer Skinhead-Gruppe wird, spitzt sich die Situation dramatisch zu… (zur Verlagsseite)
In Zdenka Beckers Roman „Samy“ lernen wir den zu Beginn kleinen titelgebenden Samy kennen und mit ihm seine Familie. Seine Mutter Olga wuchs zusammen mit ihrer besten Freundin Viera in der Slowakei auf: beide Mädchen verband stets eine tiefe Freundschaft, was sich aber in einigen Jahren ändern sollte, als Vieras Söhne zu Neonazis herangewachsen sind und Olgas Sohn, der mit seiner Hautfarbe nicht ins Bild der Gemeinde passt, penetrant diskriminieren und zusammenschlagen. Samys Vater ist ein österreichischer Arzt, der gebürtiger Inder ist, und Samy wächst so ohne einen richtigen Sinn für Identität auf. Wer ist er? Österreicher? Inder? Oder Slowake? Womit kann er sich identifizieren?
Dadurch, dass Olga ihm nur häppchenweise die Wahrheit erklärt, dass ihre Eltern seinen Vater genausowenig akzeptieren würden wie sie ihn akzeptieren – nämlich zunächst gar nicht. Samy wächst in einem schwierigen Umfeld heran: Mobbing und Prügel in der Schule, daheim eine Mutter, deren Erziehung inkonsequenter kaum sein könnte, und dann noch Großeltern, die bereits bei Samys Geburt gesagt haben, dass Olga nicht länger ihre Tochter ist – also Samy von Grund auf nicht akzeptieren. Bei den seltenen Besuchen wird Samy anfangs vom Großvater völlig ignoriert; er wächst aus diesen Verhältnissen zu einem depressiven, missmutigen Jugendlichen heran, der sich für nichts begeistern kann und weder Arbeit noch Hobbys hat. Olgas bescheidene Versuche, ihren Sohn zu erreichen, scheitern kläglich. Und am Ende geschieht das, was geschehen musste.
»Der Papa wird es nicht überleben, eine solche Schande, seine einzige gesunde Tochter ist eine ledige Mutter und noch dazu mit einem schwarzen Kind. Es wird ihm das Herz brechen. Er wird sicher bald sterben, und du allein bist dafür verantwortlich.«
»[…] ich finde es sehr traurig, dass alle, sogar deine Kinder, Samys Hautfarbe mehr interessiert als das, was ihn tatsächlich ausmacht. […] Hast du ihnen einmal gesagt, dass ein Mensch ein Mensch ist, egal, wie er aussieht?«
Dieses Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von der Autorin im Rahmen einer Lovelybooks Leserunde zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Zdenka Becker, Samy. Gmeiner Verlag Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 264 Seiten ISBN: 9783839222546 Erschienen: 07.02.18