Hallo ihr Lieben!
Mit diesem Post rufe ich eine neue, kleine Kategorie ins Leben: Ausgelesen & Ausgelassen. 🙂 Hier möchte ich mir ein wenig Zeit nehmen, um Bücher zu besprechen (auf kleinem Raum), über die ich jetzt keine großformatige Rezension schreiben kann oder mag. Diese Bücher sind bisher in den Monatsrückblicken erwähnt worden, allerdings ohne ihnen mehr als eine Wertung zu verpassen. Dies möchte ich nun nachholen, vielleicht im zweimonatlichen Rhythmus, da sich nie allzu viele dieser „ausgelassenen“ Bücher anhäufen (in der Regel). Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich diese Posts in Zukunft aufbauen werde, aber ich stürze mich jetzt einfach mal hinein und lege los! Ihr könnt mir ja gerne in den Kommentaren eure Ideen, Vorschläge und Kritik zur neuen Kategorie da lassen. 🙂
Schon lange stand Scarlett Thomas‘ „Dragon’s Green“ ungelesen bei mir im Regal. Ich hatte mich nicht recht an das Buch getraut, da es das erste Kinderbuch meiner Lieblingsautorin war. Durch einen kleinen Fotowettbewerb der Autorin habe ich dann nun eine Proof Copy des im April erscheinenden zweiten Bandes der Trilogie gewonnen und nahm mir dieses Büchlein endlich zur Brust! Man merkt sehr deutlich, dass es ein Buch für Kinder ist, die Sprache ist sehr schlicht gehalten und offensichtliche Dinge werden kindgerecht erklärt. Doch die Geschichte um Effie und ihre vier Freunde ist dadurch nicht weniger spannend:
»Effie Truelove believes in magic, as does her grandfather Griffin (although he refuses to do any magic, let alone teach Effie how to use it). After a mysterious incident leaves Griffin close to death, Effie is given an unusual silver ring and told she must look after her grandfather’s library of rare and powerful books. But then the books fall into the hands of shady scholar Leonard Levar, and Effie is propelled into the most dangerous adventure of her life. Now, Effie and her friends—nerdy Maximilian, rugby-mad Wolf, helpful Lexy, and eccentric Raven—must discover their true powers if they are to get the books back. And Effie alone will have to travel to the Otherworld, where she will uncover the true meaning of the strange old book called Dragon’s Green…«
Eine magische Reise und ein fantastisches Abenteuer von der Autorin von „The End of Mr. Y“, einem meiner All-Time Faves. Was die Autorin in ihren anderen Büchern so wunderbar schafft, nämlich das Verknüpfen von allerlei Themen, gelingt ihr in „Dragon’s Green“ auch wieder. Als Thomas-Leser muss man an diversen Stellen auch schmunzeln, beispielsweise wenn Max‘ Mutter in ihrer Tasche homöopathische Mittelchen dabei hat (Mr. Y lässt grüßen!). Eine klare Leseempfehlung!
Lieblingszitat:
‚You silly, silly child‘, he had said, sounding sad and disappointed. ‚Some people think opening a book is a simple thing. It’s not. Most people don’t realise that you can get truly lost in a book. You can.‘
Auf der Franfurter Buchmesse habe ich am Klett-Cotta-Stand „Das Inzest-Tagebuch“ von einer anonymen Autorin (Anonyma) entdeckt. Irgendwie hat dieses Buch trotz der gruseligen und unangenehmen Prämisse und aufgrund der Tatsache, dass es sich um tatsächlich erlebte Dinge geht, angesprochen. Schwupp, kam es mit heim. Wenig später war ich bereits komplett vertieft in das Buch. Mit dem „Inzest Tagebuch“ ist ein ziemlich interessantes, aufwühlendes und verstörendes Buch erschienen. Zum Inhalt: Eine anonyme Autorin schildert ihre Vergangenheit. Es geht um das letzte Tabu der Gesellschaft: den Inzest. Bildgewaltig, nüchtern und erschreckend beschreibt sie, wie es ist und wie es war, dass ihr eigener Vater ihre Lust kontrolliert. Schockierende Szenen haben sich in meinem Hirn festgesetzt und ich war immer wieder erschrocken über die ungeschminkte, krass ehrliche Wortwahl, die nichts beschönigt. Ein hartes Buch, das einige Vorhänge hebt, eine schaurige Kindheit beleuchtet und nachdenklich stimmt – über die Psyche und über die Nachwirkungen, die solche Erlebnisse auf einen Menschen haben müssen. (Ein Klick aufs Cover vergrößert das Bild)
Zum Abschluss dieses Posts möchte ich noch ein paar Worte zu drei Büchern von Amélie Nothomb verlieren. Über die letzten Monate hinweg habe ich mir nach und nach ihr komplettes Gesamtwerk besorgt und lese immer mal wieder eines ihrer Werke zwischendurch, als kleinen literarischen Snack.
In „So etwas wie ein Leben“ geht es um einen Briefwechsel zwischen Nothomb und einem Mann, der von sich sagt, im Krieg zu sein und aus lauter Verzweiflung in die Fettleibigkeit gedriftet ist. Um die Bilder des Kriegs aus seinem Kopf zu bekommen, isst er immer weiter, ebenso wie seine Kameraden. Doch als der Briefwechsel plötzlich versiegt, macht sich Amélie Sorgen um ihn. Ist er vielleicht gefallen? Nach einigen Nachforschungen findet sie heraus, dass sie an der Nase herumgeführt wurde… »Von allen Drogen ist das Essen die schädlichste und die mit dem größten Suchtpotential.«
Zeitgleich zu Nothombs „Mit Staunen und Zittern“, das über das Berufsleben Nothombs in ihrem ersten Job in Japan erzählt, spielt „Der japanische Verlobte“, nur dass hier ihr Privatleben zu der Zeit beleuchtet wird, genauer: Ihre Beziehung zu Rinri. Amélie erlebt eine wunderbare Zeit an seiner Seite, die jedoch immer von einer Wehmut und dem „Zwang zum Glück“ durchbrochen wird. Fast schon ohnmächtig vor Erschöpfung kommt sie Abend für Abend nach der Arbeit heim und kann nach einer Weile nicht mehr mit der „heilen Welt“ Rinris leben… »Rinri ertrug diese blutleere Braut mit Bravour. Ich fand sie unerträglich. Bei der Arbeit verstand ich mich. Den Zombie, zu dem ich außerhalb der Firma wurde, verstand ich nicht.« Wieder mal ein gelungener Einblick in Amélie Nothombs Leben. Witzig, kurzweilig und einfach nur grandios — von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
„Reality Show“ war das bisher schwierigste Buch Nothombs, das ich gelesen habe. Es geht um eine, wie der Titel schon vermuten lässt, TV-Show, in der ein Teil der Teilnehmer in ein Arbeitslager gesperrt wird, der andere Teil nimmt eine Rolle als Wächter ein. Das Schlimmste: Die Zuschauer dürfen über das Schicksal der Teilnehmer bestimmen – per Telefonvoting wird der Gefangene bestimmt, der sterben muss… Zwischen den Fronten bahnen sich Feindschaften an und auch ein einseitiges Liebesgespinst entsteht. Beim Lesen hatte ich doch immer nur die Frage „Warum machen die das mit? Und wieso dürfen im Fernsehen Menschen umgebracht werden?“ im Kopf, die ganze Story war irgendwie verworren. Ein schwieriges Buch. »Es war keine besondere Qualifikation notwendig, um verhaftet zu werden. Überall fanden Razzien statt, sie nahmen jeden, ausnahmslos. Ein Mensch zu sein war das einzige Kriterium.«
Die Bücher von Amélie Nothomb klingen ja alle drei total faszinierend! Kann man -von deiner bisherigen Erfahrung her- da bei jedem gut ansetzen oder macht ein bestimmter Einstieg zu ihrem Werk Sinn?
Wünsche dir noch ein schönes Wochenende,
Janine
Hmmm, ich glaube, am besten kann man bei „Mit Staunen und Zittern“ ansetzen, wenn einem die chronologische Reihenfolge, in der sie ihr Leben beschreibt, egal ist, sonst mit der „Metaphysik der Röhren“. 🙂
LG
Tina