Heute habe ich wieder zwei Bücher, die in die Kategorie fallen „kann ich nicht viel zu sagen“. Das erste habe ich gern gelesen, das zweite im Gegensatz dazu überhaupt nicht, jedoch reicht mein Senf nicht aus, um jeweils eine „große“ Besprechung zu verfassen. Deshalb möchte ich hier beide Bücher im Schnelldurchlauf vorstellen.
Lisa Grunwald, „Mit dir für alle Zeit“
New York, Fünfter Dezember 1937: Weichenmechaniker Joe geht nach Feierabend durch die Grand Central Station – und verliebt sich auf den ersten Blick. In Nora, eine sehr hübsche, doch seltsam altmodisch gekleidete Frau, die verloren unter der berühmten goldenen Uhr steht. Nach einem wundervollen Abend verschwindet sie jedoch spurlos. Und als Joe am nächsten Tag ihre Nummer wählt, informiert ihn ein Mann mit kühler Stimme, dass er Nora nicht sprechen könne: Sie sei vor zwölf Jahren bei einem Zugunglück gestorben. Nora geht Joe jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Und am fünften Dezember 1938 steht sie plötzlich wieder vor ihm, unter der goldenen Uhr der Grand Central Station. Hier ist sie gestorben. Und jedes Jahr kehrt sie für einen Tag zurück. Ihre Liebe hat keine Chance – und dennoch wartet Joe fortan Jahr für Jahr auf sie. Gemeinsam suchen sie einen Weg, das Unmögliche zu schaffen: dass Nora für immer bei ihm bleiben kann.
Wer mich und meinen Lesegeschmack kennt, wird sich jetzt fragen „Huch, was ist das denn?“ – und das völlig zu Recht, den eigentlich halte ich mich von Liebesromanen fern. Doch dieser hier hat mich in der Pressemitteilung dann doch irgendwie gecatched. Generell schaue ich mir gerne romantische Filme mit Zeitreise-Aspekt an (etwa „About Time“ mit Paul Dano), deshalb war ich doch neugierig, wie das spannende Konzept umgesetzt wird und wohin es führt. Und zugegeben, in der letzten Zeit mangelt es mir stark an Konzentration, sodass ich nichts wirklich Anspruchsvolles lesen kann aktuell. Da kam „Mit dir für alle Zeit“ doch genau richtig. Die Story kreist um Joe, der zufrieden mit seinem Leben ist, bis er plötzlich einer umwerfenden Frau begegnet. Nora ist anders als jede, die er bisher getroffen hat und nimmt ihn sofort mit ihrem Charme gefangen. Doch als sie genauso plötzlich, wie sie in Erscheinung getreten ist, wieder verschwindet, beginnt Joe mit Nachforschungen, wobei er herausfindet, dass sie bereits vor einer Weile gestorben ist. Und auch nach Noras erneutem Erscheinen erforscht er weiter, wieso sie an einem bestimmten Tag erscheint, was sie in der Welt der Lebenden hält und was sie verlöschen lässt. Daneben entspinnt sich natürlich auch eine Liebesgeschichte, aus der Klappentext und Cover keinen Hehl machen. 😉 Auch, wenn ich die Liebesgeschichte etwas schmalzig fand (ist eben überhaupt nicht mein Genre), haben mir die „Ermittlungen“ Joes sehr gefallen. Wer seine Nase gern in Bücher dieses Genres steckt, bekommt hier gute Unterhaltung mit kleinen wissenschaftlichen Einschüben.
Ich liebe eine Frau, die einfach flackernd ausgeht wie eine Glühbirne, wenn sie sich zu weit von der Kraftquelle in dem Gebäude entfernt, in dem ich arbeite […]. Ich liebe eine Frau, die 1925 eigentlich hätte sterben sollen, das aber nicht wirklich getan hat […]. Findest du da nicht, dass ich mit dem Feuer spiele?
Lisa Grunwald / Mit dir durch alle Zeit / HarperCollins Verlag / Taschenbuch, 512 Seiten / ISBN: 9783959674027 / Erschienen am 25.06.20 / zur Verlagsseite
Patrick Hofmann, „Die letzte Sau“
Samstag, 5. Dezember 1992: Muckau, ein Dorf südlich von Leipzig. Weder Wende noch Wiedervereinigung haben den Tagebau zum Stillstand gebracht. Obwohl der Zusammenbruch der Braunkohleindustrie absehbar ist, drehen sich die Schaufelräder weiter, haben sich die Bagger bis an die Ortschaft herangefressen, deren Bewohner seit einem Jahr umgesiedelt werden. Die alten Schlegels sind die letzten. Noch ein Mal kommen die drei Generationen dieser einst systemtragenden ostdeutschen Familie zusammen, um Albrechts letztes Schwein zu schlachten. Doch als anstelle eines Schlachters eine energische junge Schlachterin erscheint, verläuft der Abschied von Haus, Hof und Vergangenheit gänzlich anders als erwartet.
Nachdem mich das neuere Werk vom Autor („Nagel im Himmel“) völlig begeistert hatte, musste ich auch sein Debüt lesen. Im Rahmen einer Leserunde habe ich mich dann der „letzten Sau“ gewidmet. Und war ein bisschen – nein, eher ziemlich – enttäuscht, denn als Kammerspiel bestand die Story quasi größtenteils aus Gesprächen, die sich zwischen belanglos und politisch abwechseln. Oftmals dann noch im Dialekt. Die Haupthandlung, nämlich die Schlachtung des titelgebenden letzten Schweins im Familienbesitz, nimmt nur eine Position am Rande ein. Und so blieb das Buch, genau wie seine Charaktere, etwas farblos in Erinnerung. Zugegeben, eine Szene, in der die attraktive Schlachterin und ein Würstchen eine Rolle spielen, ist dann doch hervorgestochen und hat mich überrascht, aber mehr ist wirklich leider nicht hängen geblieben. Was ich sehr schade finde, denn abgesehen von den Dialogen konnte mich „Die letzte Sau“ sprachlich wieder begeistern. Jedoch sind die Abschnitte ohne Dialog eher rar gesät, als dass dies ein wirklicher Grund zur Freude gewesen wäre. Wer sich für die Historie der DDR und besonders einer Familie über mehrere Generationen hinweg interessiert, kann diesem Buch bestimmt etwas abgewinnen, von mir gibt es jedoch keine Leseempfehlung. Das zweite Buch des Autoren, „Nagel im Himmel“, möchte ich dagegen wärmstens empfehlen und jedem ans Herz legen, der eine tolle Lebensgeschichte lesen mag.
Patrick Hofmann / Die letzte Sau / Penguin Verlag / Taschenbuch, 304 Seiten / ISBN: 978-3-328-10622-7 / Erschienen am 11.05.20 / zur Verlagsseite
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