Nachdem ich euch neulich einige Highlights der Herbstprogramme von KiWi, Dumont und Kunstmann vorgestellt habe, möchte ich euch heute einen Blick auf die Vorschau-Lieblinge aus dem Ullstein Verlag, von Piper und dem berlin Verlag vorstellen. Ich sage nur so viel: Ich wünschte, es wäre schon Herbst! ♥
Ullstein Verlag
Opoe ist die Fremde. Die fremd gebliebene Großmutter. Nun ist sie tot. Die einsame und exzentrische Frau, die ihn bis zum Schluss gesiezt hat. Der Enkel reist zu den Orten, an denen sie gelebt hat. Nach Holland und in die Schweiz. Versucht, ihrem Schweigen eine Stimme zu geben. Versucht, herauszufinden, wer Sie war, und was das mit ihm zu tun hat. Beide Leben verschränken sich im Ringen um einen Platz in der Gesellschaft. Elegant erschafft Donald Blum eine atmosphärisch verdichtete Welt.
Erscheinungstag: 10.08.18
Mein Urteil: Im Pressenewsletter stand etwas von „Entwurzelung einer Eingewanderten“ und von der fremdenfeindlichen Schweiz der 40er/50er Jahre, und ich finde, das und der Klappentext klingen eindeutig nach etwas, das ich lesen möchte.
Am Ende eines heißen Sommertags werden die Polizisten Virginie, Aristide und Érik mit einem Sondereinsatz beauftragt: Sie sollen einen Flüchtling, dessen Antrag auf Asyl abgelehnt wurde, zum Flughafen bringen. Schnell begreift Virginie, dass den Mann in seiner Heimat der sichere Tod erwartet. Sie und ihre Kollegen geraten in einen Gewissenskonflikt: Gehorsam leisten oder den eigenen moralischen Instinkten folgen? Die Fahrt nach Roissy wird zu einer schweren Prüfung, aus der keiner der Beteiligten unversehrt hervorgeht, wenngleich jeder andere Konsequenzen für sich daraus zieht.
Erscheinungstag: 10.08.18
Mein Urteil: Der Klappentext klingt spannend und nach etwas, worüber man noch lange nach der Lektüre grübelt. Gesellschaftlich relevant. Dazu noch dieses herrliche Cover. Count me in.
Piper Verlag
Birgit Vanderbeke
ALLE, DIE VOR UNS DA WAREN
Unsere Zukunft speist sich aus unserer Vergangenheit. Die Erzählerin dieses autobiografischen Romans, mittlerweile selbst Großmutter, spürt den Fäden und Verbindungen zwischen den Generationen nach: Was bewog die eigene Großmutter, Ostende zu verlassen und ihrem 14-jährigen Sohn Gaston, der sich der deutschen Wehrmacht angeschlossen hatte, nach Deutschland zu folgen? Wie hielt sie, die nie wieder nach Belgien zurückkehrte, das Leben in der Fremde aus? Und wie können diese Erinnerungen in Zeiten, die erneut von Flucht und Vertreibung geprägt sind, Trost und Hilfe sein?
Im abschließenden Teil ihrer beeindruckenden Roman-Trilogie umkreist Birgit Vanderbeke Fragen, die weit zurückführen und doch aktueller nicht sein könnten.
Erscheinungstag: 01.02.2019
Mein Urteil: Nachdem ich letztes Jahr Vanderbekes „Wer dann noch lachen kann“ quasi inhaliert habe, sind nach und nach weitere ihrer Werke bei mir eingezogen. Den ersten Teil ihrer autobiografisch angehauchten Trilogie, „Ich freue mich, dass ich geboren bin“, muss ich allerdings noch lesen. Schade, dass das VÖ-Datum irgendwie nach hinten verlegt wurde anscheinend…
»Hysteria« erzählt die Geschichte von Bergheim, der auf einem Biomarkt merkwürdig unnatürliche Himbeeren entdeckt. Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Beschaffenheit und Herkunft gerät er immer tiefer in eine kulinarische Dystopie, in der das Natürliche nur noch als absolutes Kunstprodukt existiert, weil das Künstliche längst alle Natur ersetzt hat. Aber keiner weiß davon. Nur seine Hypersensibilisierung befähigt Bergheim, die unheimliche Veränderung wahrzunehmen und ihr nachzugehen. Alle Fäden laufen im Kulinarischen Institut zusammen, wo er Charlotte wiedertrifft, seine Studienfreundin und ehemalige Geliebte, die nun als Leiterin an der Spitze der Bewegung des »Spurenlosen Lebens« steht. Allein mit Ansgar, dem dritten im Bunde des ehemaligen Uni-Triumvirats, wird es Bergheim gelingen, etwas dagegen zu tun.
Erscheinungstag: 04.09.18
Mein Urteil: Eine Dystopie, die mal nach etwas ganz Neuem klingt? Obst als künstlich hergestelltes Gut? Und dann noch dieses wahnsinnig schmucke Cover? Ja, ja und ja!
Frédéric Beigbender
ENDLOS LEBEN
»Papa, ich möchte nicht, dass du stirbst.« Dieser Satz seiner Tochter und die Feststellung, dass seine Attraktivität schwindet, führt den fünfzigjährigen Erzähler zu der Erkenntnis: Sein Körper verfällt und steht in keinem Verhältnis zu seiner geistigen Kraft. Ein uraltes Problem, analysiert er. Hat die Menschheit einen größeren Feind als den natürlichen Tod? Faust schloss damals einen Pakt mit dem Teufel, um ihm zu entgehen. Heute beschäftigen sich Genetiker und Mediziner mit der Unsterblichkeit. Wie weit entfernt liegt dieses Ziel? In Reichweite des Erzählers? Zusammen mit seiner Tochter begibt sich Beigbeder auf eine Reise und lotet mit Experten humorvoll, klug und sehr persönlich die Frage nach der ewigen Jugend aus.
Erscheinungstag: 02.10.18
Mein Urteil: Ja, wieder mal der Tod als Thema. Klingt äußerst spannend, ein wenig nach einem erzählenden Sachbuch, obwohl ja deutlich „Roman“ zu lesen ist. Ich bin sehr angetan und freue mich schon auf Oktober!
berlin Verlag
Christian Dittloff
DAS WEIßE SCHLOSS
Sie sind ein glückliches Paar. Ada und Yves haben sich für ein Kind entschieden, doch fürchten sie die Unvereinbarkeit von Liebe, Karriere und Erziehung. Deshalb nehmen sie am Prestigeprojekt des Weißen Schlosses teil, wo Leihmütter Kinder fremder Eltern austragen und aufziehen, alles sozusagen Bio und Fair Trade. Elternschaft ist hier Beruf, überwacht und gelenkt von einem alles kontrollierenden Apparat. Der Nachwuchs kann jederzeit besucht werden. Über neun Monate zeigt der Roman die beiden auf dem Weg zum eigenen Kind, folgt den Veränderungen ihres Selbstbilds und ihrer Beziehung. Im Stile von Kazuo Ishiguros »Alles, was wir geben mussten« stellen sich wichtige Fragen unserer Zeit in eigener Versuchsanordnung: Ab wann ist Bindung ein Verlust von Freiheit? Was ist Familie? Sind die tradierten Rollenbilder von Mutter und Vater verhandelbar? Spielerisch erreicht »Das Weiße Schloss« eine stilistische Größe sowie eine gedankliche Tiefe voller literarischer Verweise und Fragestellungen und wird so zu einem fulminanten Gewebe von transzendenter Leuchtkraft.
Erscheinungstag: 01.08.18
Mein Urteil: Auch hier dystopische Züge, ein Vergleich mit Nobelpreisträger Ishiguro (den ich auch noch ganz dringend lesen muss) und spannende Leitmotive. Der Herbst wird spannend!
Nächstes Mal zeige ich euch einige Schätzchen aus den Herbstvorschauen vom Diogenes Verlag, Arena, S. Fischer und Kein & Aber Verlag. Haltet die Augen auf!
Teil 1 könnt ihr euch noch einmal hier anschauen.