Sadako Sasakis Geschichte, kindgerecht aufbereitet und illustriert — ein Leseerlebnis der besonderen Art!
Sadako Sasaki ist zwei Jahre alt, als der erste Atombombenangriff der Geschichte ihre Heimatstadt Hiroshima trifft. Sie überlebt den Angriff scheinbar unbeschadet. Doch als sie zehn Jahre später plötzlich Schwächeanfälle bekommt, hat das Leiden schnell einen Namen: Leukämie, die Atombombenkrankheit. Sadako bleibt nur noch eine Hoffnung: Eine japanische Legende besagt, dass demjenigen, der 1.000 Papierkraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird. (zur Verlagsseite)
Nachdem ich Jean-Marc Cecis „Herr Origami“ gelesen hatte, habe ich mich nach der Lektüre mit der Legende der tausend Kraniche befasst. Diese besagt, dass man einen Wunsch erfüllt bekommt, wenn man 1000 Papierkraniche gefaltet hat. Um diese Legende herum fußt auch die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte um Sadako Sasami in „Sadako. Ein Wunsch aus tausend Kranichen“. Sadako ist ein kleines Mädchen, das als Kind relativ nahe von Hiroshima gelebt hat und auch von der Druckwelle der Atombombe, die damals fiel, erfasst wurde. Sie lebte ein normales Leben, bis eines Tages, nachdem sie nach einem Sportlauf zusammenbricht, Leukämie bei ihr festgestellt wurde. Ihre beste Freundin Chizuko will das Schicksal Sadakos nicht akzeptieren und erzählt ihr also von der Legende der tausend Kraniche. Sadako beginnt eifrig zu falten und selbst als sie wieder nach Hause darf, hört sie nicht mehr mit dem Falten auf. Ob sie ihr Werk vollenden kann und ihren Wunsch erfüllt bekommt, wissen Kenner dieser Geschichte zwar bereits, aber ich als Unwissende hatte mein Vergnügen mit diesem Buch und war äußerst berührt von der Erzählung.
»Warum willst du jetzt aufgeben? Da draußen sitzt unsere ganze Schule. Sie wollen dich laufen sehen. Deswegen sind sie hier. Sie glauben, dass du es schaffen kannst.«
»Und wenn sie sich irren?«, fragte Sadako zögerlich.
»Du hast mir selbst erzählt, dass nicht mal die Atombombe dir etwas anhaben konnte. Du musst einfach schneller laufen als die Angst.«
Der Erzählstil ist einfach gehalten, schließlich handelt es sich hier um ein Kinderbuch, dennoch schafft Johanna Hohnhold es, auch große Leser zu fesseln und Emotionen zu wecken. Angesichts der Länge des Buches war mir auch von vornherein bereits klar, dass irgendwo in der Geschichte auch Abstriche gemacht werden mussten, und die sind ganz klar erkennbar bei den Charakteren. Alle Charaktere, die Protagonistin eingeschlossen, werden lediglich mit wenigen Strichen skizziert, aber für die Vermittlung der Geschichte genügt dies auch. Ich hätte mir aber ein wenig Tiefe und Detail schon gewünscht. Die Illustrationen, die sich durch das Buch ziehen und viele Seiten schmücken, sind wunderschön und stellen allerhand Szenen und Elemente der Geschichte dar. Besonders schön fand ich die Erklärung von Chizuko, wie man Kraniche faltet, was es mit der Legende der tausend Kraniche auf sich hat und, dass die chinesischen Schriftzeichen gezeigt wurden. Im Anhang des Buches findet der Leser dann auch eine detaillierte Anleitung, wie er selbst einen kleinen Papierkranich falten kann. Den Einband finde ich auch sehr ansprechend gestaltet, die Bleistiftzeichnungen aus dem Innenteil haben auf dem Umschlag an Farbe gewonnen und bezaubern durch ihre Schönheit. „Sadako“ hat also eine tolle Ausstattung!
Fazit: Die Autorin erzählt hier sehr gefühlvoll die Geschichte der Sadako Sasami, die durch die Hiroshima-Atombombe an Leukämie erkrankt ist. Es ist eine Geschichte, die vom Krieg erzählt, von den Menschen, die ihr Leben lassen mussten, und Sadakos Schicksal ist mittlerweile weltweit bekannt. Überall auf dem Globus falten Menschen Papierkraniche, die zum Symbol für den Frieden geworden sind. Weiterhin ist das Buch mit zahlreichen, wunderschönen Bleistiftzeichnungen versehen, die diesem Werk eine besonders schöne Note geben. Ich finde es jedoch ein sehr schwieriges Thema, um es in einem Kinderbuch zu verarbeiten. Natürlich werden keine Details der Bombe beschrieben und wie die direkten Auswirkungen auf die Opfer waren, aber Tod, Krieg und Krankheit sind in diesem Buch allzeit präsent. Bevor man dieses Büchlein also in kleine Hände reicht, sollte man vielleicht selbst zuerst einen Blick hinein werfen und individuell entscheiden, ob das Buch „schon“ geeignet ist oder nicht. Von mir gibt es für die „großen Leser“ jedoch eine uneingeschränkte Leseempfehlung!
Dieses Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise vom Aladin Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Johanna Hohnhold, Sadako. Ein Wunsch aus tausend Kranichen. Aladin Verlag Gebundenes Buch, 140 Seiten ISBN: 9783848920990 Erschienen: 31.08.2017