Im Rahmen einer Lovelybooks Leserunde habe ich „Der Unsichtbare“ von H.G. Wells gelesen. Lange, lange lag dieses Buch angefangen auf meinem Kindle und irgendwie konnte ich mich nicht durchringen, weiterzulesen. Dann gab mir die Leserunde einen Anstoß, es doch noch einmal zu versuchen. Und es war, als hätte ich damals bereits nach 20 Seiten gewusst, dass dieses Buch nichts für mich ist.
Worum geht’s?
Jeder kennt vermutlich den Grundriss der Geschichte um den Unsichtbaren, dennoch möchte ich einen kurzen Abriss geben: Der junge Student Griffin hat einen genialen Weg gefunden, Lebewesen unsichtbar zu machen. Nachdem er sich an einer Katze versucht hat, führt er das Experiment erfolgreich an sich selbst durch und wandelt nun als Unsichtbarer durch die Straßen Englands. Was ihm eigentlich nur Vorteile bringen sollte (all das Geld, das er sich beschaffen könnte!), entpuppt sich dann doch als größerer Nachteil — denn es ist Winter und ohne Bekleidung herumzuspazieren ist doch etwas fahrlässig. Griffin besorgt sich heimlich Kleidung, Bandagen und eine Brille für sein Gesicht, um der Kälte zu trotzen, und gibt so seinen vermeintlichen Vorteil, die Unsichtbarkeit, auf. Nachdem er einige Zeit in einem Gasthaus verbracht hat, kommt es zu einem Diebstahl und seine Umstände sind nicht nur dem Wirt und seiner Frau ein Dorn im Auge, sondern auch allen Dorfbewohnern, die sich die wildesten Gerüchte über den Grad seiner Entstellung ausdenken. Jedenfalls kommt es zum Eklat, als er seine Unsichtbarkeit offenbart, und Griffin befindet sich nun auf der Flucht, gejagt von dutzenden wütender Menschen…
Wie hat es mir gefallen?
Lange wollte ich diesen Roman bereits lesen, doch die Reclam- oder Penguin-Büchlein mit ihrer mikroskopischen Schrift haben mich bisher nie so richtig überzeugen können. Also eine tolle Gelegenheit, an dieser Leserunde teilzunehmen und die Geschichte von 1897 im neuen Gewand mit tollen Illustrationen zu lesen. Nach einigen Startschwierigkeiten, die dem Lektorat/Korrektorat geschuldet sind (so viele Fehler! Mit der Immersion wurde es schwierig), ging es dann auch schon los.
Dieser 1897 veröffentlichte Roman erschien jetzt im Mantikore Verlag in einem neuen Gewand und mit einigen schönen Illustrationen, die die durchaus gealterte Geschichte für den heutigen Leser ausschmücken. Leider konnte die schöne Ausstattung nicht darüber hinwegtäuschen, dass Wells‘ Roman schlecht gealtert ist. Die erste Hälfte der Geschichte kann leider überhaupt nicht fesseln, der Part, in dem Griffin sich Kemp offenbart und seine Geschichte erzählt, war dann wieder sehr spannend, und alles was danach kam einfach nur zu viel des Guten. Die Anordnung der einzelnen Story-Bausteine hat mir leider gar nicht zugesagt, der Erzählstil war auch eher nicht mein Fall, und die offensichtlich unkorrigierte Erstausgabe des Verlags hat auch vor komischen Übersetzungen und Fehlerchen nur so gewimmelt (bestes Beispiel: „er schlug ihm die Tür vor der Tür zu“). Das hat die Immersion leider etwas erschwert und oft, wenn ich gerade richtig in der Handlung versunken war, bin ich über einen Fehler gestolpert und musste mich dann erst wieder einfinden. Ärgerlich.
Fazit: Der hochgelobte Klassiker war leider absolut nicht mein Fall. Während ich Wells‘ Zeitmaschine vor einigen Jahren noch verschlungen habe, konnte mich dieses Werk leider nicht überzeugen. Die schleppende Handlung und das ganze Tohuwabohu hat jeglichen Lesespaß zunichte gemacht. Ob ich jetzt noch den Krieg der Welten lesen möchte? Eher nicht… (Kleiner Tipp von mir: Wenn euch die Rahmenhandlung bzw. die Idee des Romans gefallen, schaut euch doch mal die „Landkarten“ Trilogie von Felix J. Palma an. Der erste Band, „Die Landkarte der Zeit“, befasst sich mit Wells‘ „Zeitmaschine“ und jeder weitere Roman mit einem anderen seiner Werke.)
H.G. Wells, Der Unsichtbare. Mantikore Verlag. Taschenbuch, 254 Seiten. ISBN: 9783961880034. Erschienen: 15.03.18. Zur Verlagsseite