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Rezension

Das Kopfkissenbuch der Dame Sei Shōnagon

Das Kopfkissenbuch der Dame Sei Shōnagon
Ein Werk der Heian-Zeit, das trotz der mehr als tausend Jahre auf dem Buckel dank neuer Übersetzung wunderbar zu lesen ist – ein zeitloser Klassiker.

 

Ein Bündel edlen Papiers diente Sei Shōnagon vor tausend Jahren als Tagebuch. Diesem vertraute sie ihre intimsten Geheimnisse an, darunter allerlei Delikates aus den Privatgemächern des Kaiserpalasts. Freimütig schwärmt die selbstbewusste junge Frau von Stil und Schönheit, macht sich über die Marotten der Männer lustig und ergründet mit heiterem Eigensinn Himmel und Erde. Ob sie vom prachtvollen Schwertlilienfest erzählt, vom Ausrücken der Kaiserlichen Gewittergarde oder von klammheimlichen Tête-à-Têtes – dank des lebendigen Stils wirken ihre höfischen Impressionen wie mit dem Tuschepinsel hingetupfte Ewigkeitsbilder.

Sei Shonagon, Kopfkissenbuch

Bereits vor einigen Jahren las ich die stark verkürzte und frei zusammengestellte Fassung dieses Klassikers (damals im Pendo Verlag). Nun erschien vor einiger Zeit die vollständige Ausgabe in neuer Übersetzung im Manesse Verlag. Im Gegensatz zur Pendo-Ausgabe mit ihren knappen 100 Seiten umfasst das Exemplar aus der Manesse-Bibliothek über 700 Seiten – 500 Seiten Werk, der Rest Anmerkungen, Glossar, eine historische Einordnung und ein Personenverzeichnis. Grund dazu, sich erneut den poetischen, ehrlichen und oftmals bissigen Tagebucheinträgen der Hofdame Sei Shōnagon in ihrem „Kopfkissenbuch“ zu widmen. Das Buch gilt in Japan als der Klassiker schlechthin, denn dieses um 1000 erstmals erschienene Werk, das zudem ein völlig neues literarisches Genre begründete, erzählt detailliert vom Leben am kaiserlichen Hof – und zwar detaillierter, als manches Geschichtsbuch es vielleicht vermag. Nachdem Sei Shōnagon von der Kaiserin, in dessen Dienst sie stand, 20 Bögen Schreibpapier geschenkt bekam, begann sie kurzerhand, über ihr Leben zu schreiben. Dabei schreibt sie frei von der Leber weg über Dinge, die sie stören, listet Berge, Flüsse und Tempel auf, und plaudert aus dem Nähkästchen, was den kaiserlichen Hof betrifft. Wir erfahren, wie es sich um das Jahr 1000 gelebt hat – sowohl am Hof als auch außerhalb. Sei Shōnagon berichtet detailliert von Riten, Tabus und Stelldicheins, die die Hofdamen der Kaiserin damals auf Trab gehalten haben.

Im Frühling liebe ich die Morgendämmerung, wenn das Licht allmählich wiederkehrt, die Umrisse der Berge sich schwach vor dem hellen Himmel abzeichnen und schmale, rosa angehauchte Wolkenstreifen über sie hinwegziehen. Im Sommer sind es die Nächte, besonders die Mondscheinnächte, die es mir angetan haben. Aber selbst die Finsternis hat ihren Reiz, wenn Glühwürmchen in großer Zahl umherschwirren. Wie hübsch der Anblick von einem oder zweien, die sich mit schwachem Glimmen bewegen!

Als wichtigstes Werk der Heian-Zeit bietet das „Kopfkissenbuch“ Einblicke in eine gänzlich andere Lebensweise, als wir sie kennen. Die Bräuche, Riten und Feierlichkeiten waren für mich fremd – für einen Japanologen dürften sie jedoch spannendes Beiwerk zu anderen historischen Texten sein. Zur historischen Einordnung und besonders zum Verständnis für fachfremde Leser gibt es ganze 800 Anmerkungen, die vielleicht ein bisschen üppig wirken, aber dem Text eine viel größere Zugänglichkeit ermöglichen. Oder hättet ihr gewusst, was ein Monoimi ist oder was es mit der Tradition des Fächerbemalens auf sich hat? Richtig, ich nämlich auch nicht. Auch, wenn es zeitweise etwas anstrengend war, immer hin- und herzublättern, bildet der Katalog der Anmerkungen eine wichtige Ergänzung zu diesem historischen Text. Der sich übrigens – im Gegensatz zu Klassikern, die ich sonst noch gelesen habe (nicht viele, aber trotzdem!), hervorragend lesen lässt. Das mag einerseits an der fabelhaften Übersetzung liegen (die ich in der Pendo-Ausgabe nicht so gut in Erinnerung habe), andererseits auch an der Erzählsprache von Sei Shōnagon selbst. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt, was sie schreiben will, und verzichtet dabei weitestgehend auf blumige Ausschmückungen oder Ähnliches. Die Hofdame analysiert mit einem scharfsinnigen Blick das Leben am Hof (und drum herum), widmet sich aber auch Gedanken über das tägliche Leben, der Natur (besonders den Wechsel der Jahreszeiten) oder auch der Ästhetik. Zudem spielt die Lyrik eine ganz wichtige Rolle – nicht nur in ihren Aufzeichnungen, sondern im alltäglichen Leben damals generell. Briefe werden ausschließlich in Gedichtform verfasst und viele Feierlichkeiten und Spiele befassen sich ebenfalls damit.

Sei Shōnagon ist, wie bereits erwähnt, nicht zurückhaltend, sondern eher bissig und ungezügelt mit ihren Kommentaren über die Personen in ihrem Umfeld und dem „ungehobelten Pöbel“ (sinngemäß zitiert). Ihr Werk ist unglaublich gut gealtert, sodass man heutzutage noch nachvollziehen kann, was es damit auf sich hat. Shōnagon hat eine hohe Meinung von sich selbst und besonders dem Dienst am Hofe – alles, was ihren Erwartungen nicht gerecht wird oder nur gering davon abweicht, wird in ihrem „Kopfkissenbuch“ nieder gemacht. Ob es jetzt Männer sind, die sich nach einem nächtlichen Stelldichein nur ungeschickt in völliger Dunkelheit anziehen können, oder schreiende Säuglinge, wenn wichtiger Besuch im Hause ist: Shōnagon widmet sich diesen „Unliebsamkeiten“ in zahlreichen Aufzählungen und Listen, etwa „Was abstoßend ist“, „Worüber ich mich totärgern könnte“ oder „Peinliches“. Diese Verachtung des Hässlichen oder Ärmlichen mag allerdings durchaus üblich gewesen sein für eine höhergestellte Person ihrer Zeit. Aber sie schreibt nicht nur über die negativen Dinge, sondern füllt die Seiten auch mit unzähligen tollen Beschreibungen von der Natur und dem Wandel der Jahreszeiten.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass irgendjemand diese Aufzeichnungen zu Gesicht bekommt, und daher vorgehabt, auch Unschönes und Unangenehmes freiweg aufzuschreiben, so wie es mir in den Sinn kommt.

Fazit: Obwohl uns mehr als 1000 Jahre von Sei Shōnagon trennen mögen, ist sie uns durch ihre alltagsnahen Erzählungen und Begebenheiten näher als manch andere historische Figur. Es ist wahnsinnig interessant zu lesen, dass die Menschen vor so langer Zeit dieselben Dinge und Emotionen beschäftigt haben wie heutzutage. Besonders interessant fand ich die Gegebenheiten zu Hofe, etwa das Verfassen eines Morgenbriefs, der vom Liebhaber nach dem nächtlichen Stelldichein geschrieben und per Bote an die Dame gesandt wurde, noch bevor sie ihren morgendlichen Dienst antritt. Oder das Aufschichten, Färben und Falten verschiedenster Roben, das Schwärzen der Zähne und das krasse Überschminken der Hofdamen, die stets hinter einem Vorhang verweilen mussten, damit niemand jemals ihr Gesicht sieht. Faszinierend! Das „Kopfkissenbuch“ ist ein besonderes Werk, das überraschend gut gealtert ist und vielleicht nicht zum Lesen am Stück geeignet ist, das ich aber dennoch gerne empfehlen möchte.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Manesse Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Kopfkissenbuch / Sei Shōnagon / Manesse Verlag / Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 736 Seiten / ISBN: 978-3-7175-2488-5/ Erschienen am 15.04.19 / zur Verlagsseite

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