»Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed.«
Das sind die Worte Neil Armstrongs, nachdem die Apollo 11 auf dem Mond gelandet ist. Die Mondlandung jährt sich nun zum 50. Mal, und im Zeichen dieses wahnsinnig großen Meilensteins für die Menschheit haben einige Verlage spannende Bücher herausgegeben. Zum Jubiläum habe ich euch Bücher zum Thema Mond, Astronauten und auch speziell zur ersten bemannten Mondlandung zusammengetragen. Doch wer nicht wie ich gerade „Space Girls“ von Maiken Nielsen beendet hat, braucht vielleicht eine kleine Auffrischung für die grauen Zellen, was denn da so passiert ist. Zum Glück ist Google da sehr proaktiv und hat ein tolles Video erstellt:
Doch bevor ich euch die bunte Mischung von Büchern zum Thema präsentiere, möchte ich euch „Space Girls“ unbedingt einmal genauer vorstellen:
Der Griff nach den Sternen: Maiken Nielsens „Space Girls“
Juni wächst in den Fünfzigern in New Orleans auf. Für das wilde Kind gibt es nichts Schöneres, als mit ihrem Stiefvater Ben an Flugzeugen herumzubasteln. Doch Juni will mehr: zu den Sternen fliegen, einen Fuß auf den Mond setzen. Jahre später kommt sie diesem Traum ein Stück näher: Mit zwölf anderen Frauen wird sie zum Astronauten-Training unter dem Codenamen Mercury 13 der NASA zugelassen. Es beginnt eine Zeit der mörderischen Tests, doch Juni hält durch und erzielt herausragende Ergebnisse. Ihr Traum vom Flug zu den Sternen scheint kurz vor der Erfüllung zu stehen, da erreicht sie eine niederschmetternde Nachricht: Keine der Frauen darf ins All, Männer wie John Glenn erhalten den Vorzug. Juni ist am Boden zerstört. Aber sie beschließt, zu kämpfen.
Dieses Buch umspannt so viel mehr, als der Klappentext andeutet. Eigentlich setzt dieser ziemlich spät an und füllt lediglich die zweite Hälfte von Maiken Nielsens neuem Roman „Space Girls“. Denn nicht nur die Geschichte von Juni und ihrem Traum wird erzählt, sondern das Buch beginnt in Köln kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Juni Mutter Martha sieht sich gezwungen, kurz nach der Geburt nach Frankreich zu flüchten, wo sie dank ihrer Fälschungs-Skills gut durch kommt und auch anderen hilft, aus Deutschland und dem Nazi-Regime zu entkommen. Martha und Juni leben einige Jahre dort, bevor sie beschließen, nach Amerika zu gehen. Dort trifft Martha auf Ben und Juni verliebt sich ebenso – ins Fliegen. Sie will unbedingt Pilotin werden und wenn sie groß ist, zum Mond…
„Space Girls“ war nicht immer einfach zu lesen. Denn die Dialoge wirkten für mich sehr oft, als seien sie für Soap Operas oder Teenie-Komödien konzipiert. So auch die kleinen Intrigen und teilweise fast schon stereotypen Charaktere, wie beispielsweise der Hausdrache Ethel Hebert. Eine unsympathische Frau voller Vorurteile, die vielleicht in den Fünfzigern so existiert hat, aber wahnsinnig anstrengend zu ertragen war. Schwer zu ertragen war auch der allgemeine Konsens, Frauen gehören an den Herd und taugen sonst nichts. Natürlich, das ist eine authentische Wiedergabe der Situation damals, aber ich hätte mir doch etwas mehr Biss und Widersprüche von den Hauptcharakteren, insbesondere Juni, gewünscht. Die anderen Pilotinnen hingegen, die später mit ihr am Astronauten-Training teilnehmen, sind laut, rebellisch, und trauen sich, ihre Meinung zu sagen. Juni wirkt neben ihnen fast wie ein schüchternes Kind.
Die Geschichte selbst wird aus mehreren Perspektiven erzählt, primär natürlich aus dem Blickwinkel von Martha und Juni, allerdings gibt es immer kurze Abschnitte aus der Sicht Wernher von Brauns, die Schlüsselfigur des Buches, und von der Apollo 11, wie sie Anflug auf den Mond nimmt. Historische Gegebenheiten werden mit Fiktion verwebt und es ensteht ein authentisches Buch, das uns mitnimmt in eine Zeit, in der die Welt gerade einen großen Umschwung erlebt. Die Menschen damals hatten große Träume, wollten das Sonnensystem erforschen. Mir scheint, als sei die Gabe zu träumen uns irgendwie abhanden gekommen, denn mittlerweile müssen wir sehr kleine Brötchen backen und träumen nur noch davon, dass wir es irgendwie schaffen, die Erde innerhalb der nächsten Jahre nicht zugrunde zu richten. Was ist aus der Kolonialisierung anderer Planeten geworden?
Wer wieder träumen will, sollte sich Maiken Nielsens „Space Girls“ definitiv zur Brust nehmen. Denn Juni und alle anderen Teilnehmerinnen des übrigens sehr realen Mercury 13 Projekts haben Großes vor und scheuen sich nicht, dafür auch zu kämpfen – auch, wenn die Gesellschaft noch nicht bereit dafür ist.
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Rowohlt Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Maiken Nielsen / Space Girls / Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 428 Seiten / ISBN: 978-3-644-30030-9 / Erschienen am 21.05.19 / zur Verlagsseite
Eine literarische Wundertüte zu 50 Jahren Mondlandung
Zum großen Jubiläum habe ich ein wenig im Netz (und meiner Erinnerung) gestöbert und euch ein paar interessante Titel zum Thema „Mond“ – und auch zur ersten Mondlandung – zusammengetragen. Vielleicht nicht jeder Titel hat etwas mit dem realen Mond zu tun (bspw. „Das Leuchten des Mondes“), der Erdtrabant spielt aber auch in diesen Geschichten eine wichtige Rolle. Es sind auch einige Science-Fiction-Werke dabei, Graphic Novels, die die Landung des Eagle noch einmal in Erinnerung rufen, oder auch illustrierte Biographien. Auf jeden Fall genug Material zum Stöbern! 🙂
- Ben Moore, „Mond“, Eine Biographie, Kein & Aber
- Ian McDonald, „Luna“, Heyne
- Andy Weir, „Artemis“, Heyne
- Peter Eickmeyer, „Der zweite Mann“, Graphic Novel, Splitter
- James R. Hansen, „Aufbruch zum Mond“, die autorisierte Biographie von Neil Armstrong, Heyne
- Matt Fitch, Chris Baker, Ian Sharman, Mike Collins, „Apollo 11“, Graphic Novel, Knesebeck
- Arne Ahlert, „Moonatics“, Heyne – habe ich bereits rezensiert
- Lydia Netzer, „Das Leuchten des Mondes“, btb Verlag
- Gemma Fowler, „Moondust“, Chicken House – habe ich bereits rezensiert
- Zack Scott, „Apollo“, Droemer Knaur
Illustration: freepik
Das ist ja mal ein besonderer Beitrag. Ich habe für das Thema zwar nicht so viel übrig, finde deinen Post aber durchaus spannend.