Hallo ihr Lieben!
Der Hitze geschuldet gibt es erst jetzt einen weiteren Teil der Perlen, die ich aus den neuen Herbstprogrammen der Verlage herausgefischt habe. Diesmal mit dabei: ein buntes Potpourri aus (verspätet entdeckten) Novitäten von Random House, Wagenbach, Blumenbar, Hanser, C.H. Beck, cass und Thiele!
cass Verlag: Natsu Miyashita, Der Spielplatz der Götter
37 Kilometer bis zum nächsten Supermarkt, 60 Kilometer bis zum Videoverleih, und wo sollen die Kinder zur Schule gehen? Es gibt nur eine Gemeinschaftsschule, eine Zwergschule. Und überhaupt: Ist das Leben in der Natur – in der Wildnis – nicht gefährlich? Die Schriftstellerin Natsu Miyashita zieht auf Wunsch ihres naturverliebten Ehemannes mit den gemeinsamen Kindern von der Großstadt aufs Land, genauer gesagt in ein Dorf mitten in den Bergen. Bei der Schilderung der kleinen und großen Abenteuer, die die fünfköpfige Familie im Laufe des Jahres in Kamui Mintara, dem »Spielplatz der Götter«, erlebt, kommt natürlich auch all das zur Sprache, was das gewohnte Leben in der gewohnten Umgebung bestimmt – das Alltagsleben im großstädtischen Japan, das sich, wie der Leser bald feststellt, gar nicht so sehr von dem in Hamburg, Köln oder Berlin unterscheidet.
Meine Meinung: Wer mich kennt, weiß, dass ich an keiner Neuerscheinung aus dem cass Verlag vorbeigehen kann. Und so wird es auch mit diesem erzählenden Sachbuch sein. Allein das Cover hat mich bereits begeistert und der Inhalt macht Lust auf mehr. Wie geht die Familie, besonders die Kinder, mit dieser Umstellung um, wie kommen sie zurecht? Ich bin sehr gespannt!
Hanser Verlag: Ocean Vuong, Auf Erden sind wir kurz grandios
„Lass mich von vorn anfangen. Ma …“ Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird. Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Schizophrenie der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen.
Dieses Buch taucht in der Originalausgabe immer wieder in meinem Feed auf, weshalb ich doch neugierig geworden bin und erfreut festgestellt habe, dass die deutsche Übersetzung sehr bald im Hanser Verlag erscheinen wird. Der Klappentext klingt nicht besonders nach einem Wohlfühlbuch und die Leseprobe konnte mich bereits mit ihrer feinen Sprache überzeugen. Aktuell gibt es hierzu einen Vorablesen-Verlosung, bei der ich natürlich gleich mein Glück versuchen musste und mir jetzt fest die Daumen drücke!
Verlag C. H. Beck: Karin Kalisa, Radio Activity
Überstürzt ist Nora in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, um ihrer Mutter, die im Sterben liegt, nahe zu sein. Unter der Last des viel zu frühen Abschiednehmens bricht eine nur oberflächlich verheilte Wunde auf, und ein Verbrechen, dessen Opfer ihre Mutter als Kind geworden ist, wird offenbar. Nora erstattet Anzeige und erhält eine niederschmetternde Antwort: Verjährt. Nora hat einen Plan: Auf 100.7, einem Sender, den sie mit zwei Freunden gegründet hat, will sie einen lange davongekommenen Täter in die Enge treiben. Am Mikrofon beginnt sie ein gefährliches Spiel, um die Hörerschaft gegen den Täter zu mobilisieren.
Auch hier keine cozy Geschichte, aber eine verdammt spannende! Ich freue mich schon auf einige tolle Lesestunden und bin neugierig, ob (und wie) die Situation eskalieren wird und zu welchen Mitteln die Protagonistin noch greifen wird, um Gerechtigkeit für ihre Mutter zu erfahren.
Thiele Verlag: David Lozano, Der Minutendieb
Als die Behörden beschließen, den 6. Oktober aus dem Kalender zu streichen, ist der zehnjährige Eduardo verzweifelt. Wie ungerecht ist das denn? Es kann doch nicht sein, dass er auf einmal keinen Geburtstag mehr hat und womöglich für immer zehn Jahre bleiben muss! Edu nimmt seinen ganzen Mut zusammen und geht in den Laden der Verbotenen Dinge. Der rätselhafte Herr Vinicius hat nicht nur einen schwarzen Schnurrbart, sondern in den tiefsten Tiefen seines Kellers auch einen Zeitsauger, mit dem man in der Lage ist, von Menschen heimlich Minuten zu stehlen, bis ein ganzer Tag zusammengekommen ist. Ein Jahr hat Edu Zeit, um sein Ziel zu erreichen, doch er muss äußerst vorsichtig sein: Zeitdiebstahl ist streng verboten, und zudem darf er nur glückliche Momente stehlen, alles andere hätte fatale Folgen.
Hui, hier kommt eine frische Idee! Bei diesem Buch handelt es sich vermutlich um ein Jugendbuch, doch nichtsdestotrotz habe ich bei diesem Klappentext ziemliche Leselust bekommen. Auch, wenn in dieser Geschichte bestimmt einiges schief laufen wird, habe ich doch großes Interesse an einer weniger ernsten Story für Zwischendurch. Und wer weiß, vielleicht liegt hier ein richtiger Jugendbuch-Schatz verborgen!
Blumenbar Verlag: Sharlene Teo, Schöne Monster
»Heute bin ich seit sechzehn Jahren auf dieser heißen, schrecklichen Erde«, lautet der erste Satz dieses fulminanten Debütromans aus dem brodelnden Herzen Singapurs – und dann wird alles noch viel heißer und schrecklicher. »Schöne Monster« erzählt die Geschichte von drei Frauen, eine Geschichte von Betrug und Trauer, Erinnerung und der dunklen Kraft der Schönheit. Die Sprache, die Sharlene Teo dafür findet, ist hypnotisch. Und so klebrig wie die Hitze Singapurs.
Asiatische Literatur? Hier, ich! Auch, wenn „Schöne Monster“ rein thematisch nicht 100% in mein Beuteschema fällt, habe ich aufgrund der Erzählsprache doch ganz große Leselust. Von Autoren aus Singapur habe ich bisher tatsächlich noch nichts gelesen, weshalb ich hier sehr neugierig bin auf den Stil.
Wunderraum Verlag: Yagsze Choo, Nachttiger
Der chinesische Houseboy Ren ist in geheimem Auftrag unterwegs: Er soll den amputierten Finger seines Herrn finden, um ihn mit dem Toten zu bestatten. Nur so kann dessen Seele Ruhe finden. Neunundvierzig Tage bleiben Ren für seine Mission, die ihn zu einem britischen Arzt und zu der Tänzerin Ji Lin führt. Doch die Suche ist gefährlich: Ren und Ji Lin geraten in eine Welt von Aberglaube, Liebe und Verrat. Und in eine Serie mysteriöser Todesfälle …
… Ihr erkennt ein Muster, richtig? 😀 Asiatische Literatur + verdammt spannender Klappentext = Liebe! Und deshalb kann der Herbst auch gar nicht schnell genug kommen (nicht nur wegen der Temperaturen).
Penguin Verlag: Peter Keglevic, Wolfsegg
Ein enges Tal irgendwo in den Bergen: Die 15-jährige Agnes, die so gern ein »Autoschrauber« hätte werden wollen, muss erfahren, wie brutal das Leben sein kann. Wenn die eigene Familie verachtet wird. Wenn jeder jeden kennt und mit jedem eine Geschichte hat. Da stehen dem Missbrauch die Türen weit offen, da wird vertuscht und betrogen, denunziert und getötet, ohne dass der Himmel ein Einsehen hätte. Als der Vater totgeschlagen und die Mutter elendig verreckt ist, hat Agnes nur noch einen Gedanken: Sie muss die »Kleinen«, Bruder und Schwester, vor dem Heim retten, in dem sie einst gelitten hat.
Dieses Buch klingt wie „Altes Land“, von dem ich viel gelesen habe (das Buch selbst allerdings nicht), gepaart mit Robert Seethaler und Paolo Cognetti. Und da ich „Acht Berge“ sowie „Ein ganzes Leben“ richtig, richtig gut fand, wird vermutlich auch „Wolfsegg“ bei mir einziehen. Ich bin sehr gespannt!
Wagenbach Verlag: Stefano Benni, Prendiluna
Als Kind hüpfte sie in die Höhe, als sie zum ersten Mal einen Vollmond sah, und wollte ihn greifen und zu sich herunterziehen. Seitdem heißt sie Prendiluna und ist inzwischen eine alte Frau, die mit ihren zehn Katzen am Waldrand lebt. Ariel, der Luftgeist, erscheint mit einem gewichtigen Auftrag: In acht Tagen soll Prendiluna die Welt retten, indem sie zehn gute, würdige Menschen findet und jedem von ihnen eine ihrer Katzen schenkt – gelingt dies nicht, ist alles verloren. Und so macht sich Prendiluna mit einem löcherigen Koffer voller Katzen auf den Weg.
Der Wagenbach Verlag ist ja bekannt für seine exotischen Autoren, die immer mit einer einzigartigen Erzählsprache auffallen. Bei diesem Buch kommt dazu noch das Thema Katzen und eine wahnsinnig kuriose Geschichte hinzu, sodass ich „Prendiluna“ ganz dringend lesen möchte. ♥
Wagenbach Verlag: Tristan Garcia, Das Siebte
An seinem siebten Geburtstag soll eigentlich das Nasenbluten beginnen, doch nichts passiert. Er glaubte sich in einer endlosen Zeitschleife gefangen und begreift nun, dass er sterblich geworden ist. Das siebte ist sein letztes Leben. Es geschieht sieben Mal: Er stirbt und wird im selben Moment wieder geboren. Immer neu. Stets der Gleiche. Immer wieder kehrt der Ich-Erzähler nach dem Tod an den Anfangspunkt zurück, behält aber all seine früheren Leben in Erinnerung, alle Irrtümer und Erfolge. Jedes Mal muss er wieder neu laufen und sprechen lernen, warten, bis das Blut kommt, um dann nach Paris gebracht zu werden. Dort trifft er Fran, der ein Mittel zur Blutstillung besitzt, ihn stets aufs Neue erwartet, erkennt und begleitet. Wie alles andere auch ist diese Freundschaft sieben Mal gleich und doch grundverschieden. Sieben Mal liebt der Erzähler außerdem hingebungsvoll die gleiche, ja dieselbe Frau mit dem seltsamen Namen: Hardy.
Hach, eines meiner Lieblingsthemen: Tod und Wiedergeburt – aber nicht im esoterischen Sinn. Dieses Buch klingt so ausgefallen und speziell, dass ich am liebsten meine aktuelle Lektüre beiseite werfen und in dieses Buch abtauchen will!
Und, habt ihr die ein oder andere spannende Novität entdecken können? ♥ Nächstes Mal gibt es ein kleines Special zu den Comic-Neuheiten, ihr dürft gespannt sein! Schaut doch auch mal in die anderen Teile dieser Reihe rein:
- Teil 1 mit Diogenes, dtv und Dumont
- Teil 2 mit Kein&Aber, Suhrkamp und Ullstein
- Teil 3 mit btb und Heyne