»Was treibt uns Menschen an, ununterbrochen oder zumindest in sehr kurzen Abständen auf unser Smartphone zu blicken? Ist jede Person, die ich im Café sitzen sehe, gerade auf Bereitschaftsdienst? Oder handelt es sich bei all diesen Personen um ein Staatsoberhaupt oder einen Unternehmensleiter, dessen Erreichbarkeit unabdingbar ist?«
Morgens im Bett die Mails checken, mit einem Posting Likes sammeln, mit Menschen in aller Welt verbunden sein: Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter, mehrere Stunden täglich verbringen wir mit Swipen, Tippen, Liken, Posten. Vergessen wir es einmal zuhause, haben wir Angst, etwas zu verpassen, werden nervös – warum eigentlich?
Digital-Detox-Coach Christina Feirer erklärt mit Know-how, Empathie und Witz, warum Apps in unserem Hirn das Belohnungszentrum aktivieren, welche Urinstinkte Likes in uns wecken und zeigt, wie das Dauerfeuer an Nachrichten und Informationen auf uns wirkt. Dabei wird das Smartphone nicht verteufelt, im Gegenteil: Feirer unterstützt dabei, die Beziehung zu unserem schlauen digitalen Freund auf ganz persönliche Bedürfnisse und Anforderungen abzustimmen – und zwar so, dass Online- und Offlinezeit in Balance sind und bleiben.
LIKEST DU NOCH ODER LEBST DU SCHON? Dieses Sachbuch von Christina Feirer hat bei mir voll ins Schwarze getroffen. An vielen Abenden erschrecke ich, wenn ich auf meine Screentime schaue und satte VIER Stunden dort sehe. Wenn ich dann daran denke, dass ich diese vier Stunden an diesem und an anderen Tagen für Lesen oder andere schöne Dinge verwenden könnte… Es wurde also Zeit!
Die Autorin will mit ihrem Buch aber nicht nur die klassischen, super-allgemeinen Tipps wie „Handy ausschalten!“ mitgeben, sondern nimmt uns erst mal auf eine Reise ins Gehirn mit: Wieso ist das Smartphone mit all seinen Verheißungen überhaupt so attraktiv für uns? Welche Prozesse werden im Gehirn in Gang gesetzt, wenn eine Benachrichtigung auf dem Gerät aufploppt? Und was hat das alles mit Hormonen zu tun? Nachvollziehbar und in snackbaren Abschnitten geht Christina Feirer dem auf den Grund. Warum ist es gesellschaftlich akzeptiert, bei jeder sich bietenden Gelegenheit stur ins Handy zu starren, aber andere Suchtmittel, wie bspw. der Alkoholkonsum am helllichten Tag, sind geächtet? Wieso ist es so schwer, sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren, auch wenn man beschließt, die gerade eingegangene Push-Benachrichtigung zu ignorieren? Und wie schadet Social Media unserer Gesundheit?
Alle Antworten und natürlich auch Tipps für den achtsamen Umgang mit dem Smartphone liefert uns die Autorin hier quasi auf dem Silbertablett. Ich konnte mit ihren Anregungen meinen Handy-Konsum schon gut reduzieren und nehme es nach Feierabend auch nicht mehr wie selbstverständlich in die Hand, um mich stundenlang daran festzuhalten. Ich kann euch LIKEST DU NOCH also wärmstens empfehlen, wenn ich auch ein paar Stunden zu viel Screentime habt. Hier meine Top-Tipps für einen achtsameren Umgang mit dem Handy, die ich aus der Lektüre mitgenommen habe:
Alles in allem kann ich euch dieses Buch wirklich ans Herz legen. Gerade in Zeiten wie diesen ist die mediale Überforderung ein immer größer werdendes Problem. Zum Thema achtsamen Umgang mit Nachrichten gibt es mittlerweile ein ganzes Buch, dennoch wollte ich diesen Aspekt gerne noch mit aufnehmen – denn auch hier kann ein achtsamerer Umgang mit dem Handy den Grundstein legen für ein besseres Handling mit dem Nachrichten-Überfluss.
Christina Feirer / Likest du noch oder lebst du schon? / Kremayr & Scheriau / Taschenbuch, 176 Seiten / Erschienen am 24.01.22 / ISBN: 978-3-218-01306-2 / zur Verlagsseite