Ein toller Einblick in Tokios Kultur – auf und abseits von den touristischen Trampelpfaden.
‚Tokyo Travel Sketchbook‘ captures the collision of two very contradictory worlds—the glittering neon allure of a high-tech ultramodern society exisiting side by side with a nation where tradition holds sway and where the unadorned, simple and silent are prized and celebrated as much as the new, the fashionable and trendy. The result is a fresh, often funny, one-of-a-kind look at a city that works as hard as it plays—and often in surprising ways. These competing realities make for a memorable graphic journey and a stunning souvenir of a stranger’s brief stay in a delightfully strange land.
Wie ihr wisst, schmöker ich ja sehr gerne durch die vielen, vielen Neuerscheinungen, und da ist mir im englischen Tuttle Verlag dieses besondere Büchlein ins Auge gefallen. Für diejenigen, die den Verlag noch nicht kennen: Tuttle Publishing fokussiert sich auf Asien, um dem Westen diese faszinierende Kultur näher zu bringen. Das geschieht sowohl mit Klassikern der asiatischen Literatur wie dem Kopfkissenbuch oder Geistergeschichten aus Japan, aber mit einem besonderen Augenmerk auf Sachbücher zu Themen wie etwa Origami, Sprache, Kampfkünste, Kunst oder eben Reiseführern wie diesem hier. Obwohl man beim „Tokyo Travel Sketchbook“ von Amaia Arrazola streng genommen nicht von einem Reiseführer an sich sprechen kann, sondern vielmehr einem Reisetagebuch. Das dazu, wie der Titel bereits verrät, durchgehend illustriert ist. Ein Leckerchen also für mich als Japan- und speziell Tokio-Interessierte und Liebhaberin von Graphic Novels jeglicher Art. Die Prämisse klingt auch verlockend: Eine Reisende protokolliert ihren einmonatigen Aufenthalt in der Großstadt und zeigt uns nicht nur das touristische Standard-Programm, sondern auch interessante historische Dinge abseits davon – etwa die erotische Kunst von Hokusai. Jeden Tag zeichnete oder schrieb Amaia Arrazola also etwas in ihr Reisetagebuch; das Ergebnis könnt ihr unten auch in Bildern bestaunen.
Als Künstlerin widmet sich die Autorin besonders den einfachen, bescheidenen Dingen, die vielleicht auch nicht immer perfekt sind – ein Konzept, das in Japan als Wabi Sabi bekannt ist. Wabi Sabi widmet sich den unperfekten Dingen auf ästhetischer Ebene – ob es nun einst kaputte und geflickte Tassen sind (da kommt Kintsugi ins Spiel) oder unsymmetrisch angelegte Blumenbeete. Azzazola versucht sich also in Wabi Sabi, indem sie die Schönheit der einfachen Dinge zu begreifen versucht. Dabei verfolgt sie kein Prinzip, sondern lässt sich einfach treiben und von Tokio in den Bann dessen ziehen.
Fazit: Amaia Arrazola schafft wunderbare neue Eindrücke. Neben Wabi Sabi ist natürlich auch die Dualität Tokios ein großes Thema – der Clash der Kulturen, wo altertümliche Traditionen neben Roboter-Cafés existieren. Der ansprechende und wirklich besondere Zeichenstil bringt dem Leser diese fremde Riesenstadt ein wenig näher, auch ohne dass man Fotos benötigt. Eine klare Empfehlung für alle Tokio-Interessierten!
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von Tuttle Publishing als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Amaia Arrazola / Tokyo Travel Sketchbook / Tuttle Publishing / Softcover, 192 Seiten / ISBN: 9784805315361 / Erschienen am 03.03.20 / zur Verlagsseite